Der deutsche Künstler Joseph Beuys (1921-1986) galt schon zu Lebzeiten als radikal, visionär und äußerst umstritten. Für Aufsehen sorgte er mit teils provokanten Aktionen und mit ungewöhnlichen Skulpturen, bei denen er Materialien wie Fett und Filz verwendete. Regisseur Andres Veiel
(Zum Filmarchiv: "Black Box BRD", "Der Kick" [DEU 2006]) widmet dem Ausnahmekünstler nun ein filmisches Porträt. Weniger an Persönlichem oder einer strengen Chronologie der Künstlerbiografie interessiert, verbindet der Film in Archivaufnahmen und Fotografien über 50 Werke von Beuys mit Auftritten und Aussagen des Künstlers in Talkshows, bei Pressekonferenzen, während seiner Happenings oder bei Ausstellungsvorbereitungen. Daneben kommen Wegbegleiter/-innen zu Wort. Die Zuschauenden erhalten so Einblicke in das künstlerische und politische (Selbst-)Verständnis von Joseph Beuys und erfahren dabei auch von seiner Theorie der "sozialen Plastik" und den direkten Reaktionen des zeitgenössischen Kunst-Publikums.

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Die Mischung aus Originalaufnahmen aus den Archiven des Hamburger Bahnhofs, neu gedrehten Interviews in Form von Zum Inhalt: Talking Heads und digital animierten Fotografien (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken) wirkt in seiner Erzählweise heterogen. Der Anspruch von Veiels Zum Inhalt: Dokumentarfilm, kein klassisches Künstlerporträt sein zu wollen, funktioniert dann am besten, wenn das Material für sich spricht und die Politik der Kunst im Vordergrund steht wie bei der Aktion "Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" von 1965. Biografische Fragen etwa zu Beuys' Zeit bei der Luftwaffe oder zu seinem Verhältnis zum Vater bleiben dabei jedoch weitgehend unbeantwortet. Ausführlicher behandelt der Film dagegen Beuys’ Rolle bei der Parteigründung der Grünen sowie seine Protestaktionen gegen die Hochschulpolitik der Kunstakademie Düsseldorf. Die schlaglichthafte und damit unkonventionelle Erzählung eines Künstlerlebens ist bewusst sprunghaft Zum Inhalt: montiert.

Beuys, Szene (© Piffl Medien)

Der Film "Beuys" eignet sich für den Kunstunterricht um Stile, Bewegungen und Kunstarten wie Fluxus, Aktionskunst oder Happening zu besprechen und diese im Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen der 1960er-Jahre zu betrachten. Dabei lohnt sich vor allem die Auseinandersetzung mit Beuys’ Kunstbegriff. Seine Aussage "Jeder ist ein Künstler" lässt sich im Kontext der "sozialen Plastik" und ähnlicher Zitate Picassos oder Warhols erörtern. Weiterführend kann untersucht werden, inwiefern Beuys auch heute noch nachwirkt und zeitgenössische Kunstschaffende beieinflusst. Diskussionswürdig ist zudem, wie der Film Beuys’ Vergangenheit als Soldat bei der Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs darstellt und wie er später diese Erfahrungen in seiner Kunst verarbeitet hat. Für den Politik- und Geschichtsunterricht eignet sich der Film aufgrund der parteipolitischen Episoden und der historischen Filmaufnahmen, aus deren kunstpolitischen Diskursen und Moden oftmals der Zeitgeist der westdeutschen Nachkriegszeit spricht.

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