Mit seinen hellblonden Haaren und der runden Brille wirkt Alfie eher schüchtern und unscheinbar. Im Sport ist er schlecht, vom Nachbarjungen wird er gehänselt und von seiner hübschen Mitschülerin kaum beachtet. Aber mit seinen fürsorglichen Adoptiveltern, die ihn aufgenommen haben, als er ihnen als Baby vor die Tür gelegt wurde und mit seinem etwas älteren Stiefbruder Timmie versteht er sich prächtig. Am Vorabend seines siebten Geburtstags, bei Vollmond, geschieht jedoch etwas Schreckliches mit ihm. Er verwandelt sich für eine Nacht in einen Werwolf mit spitzen Zähnen und er bekommt Heißhunger nach den Hühnern im Stall der strengen Nachbarin. Während diese alles daran setzt, den Werwolf zu fangen, befürchtet Alfie mehr noch, nun wegen seiner Andersartigkeit von den Adpotiveltern verstoßen zu werden.
Der niederländische Regisseur Joram Lürsen hat mit seinen Kinderfilmen schon zahlreiche Preise gewonnen.
Alfie, der kleine Werwolf, gedreht nach der in Holland überaus erfolgreichen Kinderbuchserie von Paul van Loon, erhielt 2012 gar den Europäischen Kinderfilmpreis auf dem Schlingel-Festival in Chemnitz. Der Film ist in kräftige bunte
Farben getaucht, die ihm etwas Märchenhaftes verleihen und zusammen mit der
Musik für einen durchgehend optimistischen Grundton sorgen. Trotz Anleihen aus dem Genre des Vampir- und Horrorfilms sind Alfies Verwandlungen in einen Werwolf für das junge Publikum nicht furchterregend, sondern mit viel Humor und Situationskomik versehen. Zum leichteren Verständnis der Konflikte trägt eine Parallelhandlung mit einer Schulaufführung von
Peter und der Wolf bei.
Als Alfie in der Schulbibliothek in einem Buch über Werwölfe mehr über seine Herkunft erfahren möchte, zeigt sich die Bibliothekarin gleich besorgt: "Alfie, du bist noch viel zu klein, um so was Gruseliges zu lesen." Mit dieser Szene und dem Vergleich zur Literatur verweist der Film klar auf den möglichen Unterschied von pädagogischen Schutzhaltungen und kindlichen Bedürfnissen hin. Denn dieses nach einer Literaturvorlage entstandene moderne Märchen reflektiert sehr unmittelbar die Lebensrealität von Kindern, die sich gegen Mitschüler behaupten und mit Erwachsenen auseinandersetzen müssen. Vor allem jedoch möchte jedes Kind wissen, woher es kommt, und von den Eltern und Geschwistern akzeptiert und geliebt werden, unabhängig von allen möglichen Fehlern und körperlichen oder geistigen Besonderheiten.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Holger Twele, 09.08.2013, Vision Kino 2013.