Um Lebensweisheiten aus aller Welt dreht sich
Bardsongs - Geschichten vom Glück. Ein hinduistischer Plastikmüllsammler säubert mit seinem Sohn in der Millionenmetropole Jodhpur täglich die Straßen und erlebt unzählige Missgeschicke. Dennoch vertraut der Vater seinem Schicksal und nimmt das Gute wie das Böse gleichmütig hin. Im malischen Djenné sucht der neunjährige Koranschüler Bouba nach dem "größten Teil aller Erkenntnis", um nach tagelangem Rätseln die Lösung in einem schlichten "Ich weiß es nicht" zu entdecken. Die Fabel vom Viehzüchter Sonam spielt im tibetisch-buddhistisch geprägten Himalaya. Dieser tut, was andere ihm sagen, auch wenn das keinen Sinn ergibt. Doch während eines tagelangen Marsches mit seiner Tochter zu einem Viehmarkt lernt Sonam sich besser kennen.
Die einfachsten Lehren des Lebens sind oft besonders schwer zu begreifen. Fabeln und Lieder sind eine anschauliche Art, Werte und Wissen zu vermitteln. In dieser narrativen Tradition steht auch
Bardsongs – Geschichten vom Glück mit seinen drei in sich abgeschlossenen Episoden. Regisseur Sander Francken ließ die ausgewählten Parabeln für den Film von lokalen Weltmusikern
musikalisch untermalen. Während die Sänger und Musiker die Handlungen der jeweiligen Episode in ihren Melodien, Rhythmen und Texten vorantreiben und kommentieren, bewegen sich die Laiendarsteller/innen mit glaubwürdiger Selbstverständlichkeit durch ihre authentisch gezeigten Lebensräume. Die
ruhige Kameraführung findet in den staubigen Straßen Jodhpurs, in der in warmes Licht getauchten Lehm-Moschee Djennés und in der kargen Weite des Himalayas faszinierende Bilder.
Der Film entführt in Welten mit unterschiedlichen religiösen Prägungen und Lebensumständen. Seine Parabeln jedoch sind universell verständlich. Obwohl jeweils subjektive Lernprozesse im Mittelpunkt stehen, liegt die Spannung darin, wie die Protagonisten/innen zu ihren Erkenntnissen gelangen. Für den Unterricht bietet sich an, Parallelen in europäischen Fabeln zu finden und eventuelle Unterschiede herauszuarbeiten. Inwiefern spiegeln die Geschichten ihren kulturellen und politischen Kontext? Interessant ist in
Bardsongs – Geschichten vom Glück zudem die Darstellung des Widerparts, des Unglücks oder des Bösen in den jeweiligen Geschichten, die zur Reifung der Figuren beitragen. Sind es Personen, Mythen, ein anonymer Schicksalsschlag oder gar Charaktereigenschaften, die die Filmfiguren prägen? Von dieser Frage ausgehend, können die Schüler/innen Schlüsselmomente diskutieren, in denen sie selber grundlegende Dinge gelernt haben.
Autor/in: Cristina Moles Kaupp, 14.03.2013
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