Der international gefeierte Turniertänzer Pierre Dulaine ist mit einem besonderen Wunsch in seine Heimatstadt Jaffa in Israel zurückgekehrt: Er möchte einen Tanzkurs für jüdische und palästinensische Schülerinnen und Schüler veranstalten, um dadurch Vorurteile auf beiden Seiten zu überwinden. Zunächst scheint das Projekt zu scheitern, weil entweder die Eltern gegen gemischte Kurse solcher Art sind oder aber die Schülerinnen und Schüler selbst sich weigern. Doch dann hat Dulaine Glück und findet geeignete Schulen – und tatsächlich gelingt es ihm, Werte wie Respekt und Höflichkeit durch die Form des Tanzes zu vermitteln und damit die Chance für ein anderes Miteinander zu eröffnen.
Auch wenn der Tanzkurs zum Anlass wird, um die Kinder und Jugendlichen aus den unterschiedlichen Bevölkerungs- und Religionsgruppen einander näher zu bringen, so ist
Dancing in Jaffa letztlich doch kein Tanzfilm, sondern ein Dokumentarfilm über tief verwurzelte Vorurteile. Über die Begegnung der Kinder in den Kursen von Dulaine zeigt der Film, wie gespalten die Gesellschaft in Israel tatsächlich ist und wie schon jüdische beziehungsweise palästinensische Kinder sich mit großer Scheu und Skepsis gegenüberstehen. Neben Dulaine rückt der Film die Geschichte von drei Kindern in den Mittelpunkt, die er auch bei Treffen außerhalb der Tanzstunden begleitet. Unaufdringlich vermittelt er somit gute Einblicke in exemplarische Lebenssituationen und zeigt etwa, wie schwierig eine Reise zu Verwandten in den Gazastreifen für eine palästinensische Familie ist oder in welch einfachen Verhältnissen manche Kinder leben. Geschickt gelingt es der Regisseurin Hilla Medalia so, den israelisch-palästinensischen Konflikt aus einer anderen Perspektive darzustellen und zugleich vorzuführen, wie mit kleinen Schritten eine Veränderung im Denken erreicht werden kann.
Obwohl ein kurzer Einführungstext zu Beginn des Films die Situation in Jaffa erläutert, sind vor allem für jüngere Schülerinnen und Schüler zusätzliche Hintergrundinformationen über den israelisch-palästinensischen Konflikt notwendig. Diese können entweder vor dem Kinobesuch vermittelt werden – oder der Film kann als Ausgangspunkt für Fragen dienen, die schließlich gemeinsam oder in Kleingruppen beantwortet werden. Ein besonderer Schwerpunkt sollte dabei auf der Auseinandersetzung mit Vorurteilen liegen und wie diese auch durch Eltern an Kinder weitergegeben werden. Anhand des Films lässt sich aber auch darüber sprechen, inwieweit die Standardtänze durch ihre strengen Regeln einen geeigneten Rahmen zur Begegnung der Schülerinnen und Schüler bieten und wie sich durch den gemeinsamen Paartanz schließlich ihre Haltung zumindest ein wenig verändert.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Stefan Stiletto, 02.12.2013, Vision Kino 2013.