Ein entlegenes Hochtal in den Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts. Misstrauisch empfangen die Dorfbewohner/innen den Reiter Greider. Niemand weiß, woher er kommt, niemand will den Fremden aufnehmen. Unter argwöhnischen Blicken quartiert sich der Eindringling, der sich als Fotograf ausgibt, bei der Witwe Gader ein. Deren junge Tochter Luzi lebt in Angst, denn ihre bevorstehende Hochzeit ist mit einer schrecklichen Tradition verbunden. Kurz darauf kommen zwei Söhne des Dorfpatriarchen Brenner auf mysteriöse Weise zu Tode. Noch wissen die Dörfler nicht, dass Greider eine alte Rechnung aus lange vergangenen Zeiten offen hat.
Nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Willmann erzählt
Das finstere Tal spannend und beklemmend von Tyrannei und Enge in einer bäuerlichen Gemeinschaft mit archaischen, repressiven Strukturen. Gekonnt verbindet Prochaska seinen Western mit Elementen des Heimatfilms. Vor allem optisch beeindruckt der Film mit düsteren, dunkel ausgeleuchteten Bildern und großartigen, aber auch bedrückend wirkenden verschneiten Landschaftsaufnahmen in Cinemascope. Die grausamen Ereignisse, die Greider mit dem Dorf verbinden und die ihn zum Retter und Rächer gemacht haben, werden in
Rückblenden skizziert. Auch die Racheakte schildert Prochaska mit Bildern und Tönen von großer Brutalität. In einer besonders schockierenden Szene werden einem der Brenner-Söhne die Augen ausgestochen. Starke Rhythmen des aufwühlenden, kraftvollen
Soundtracks unterstreichen die stilvolle Inszenierung. Nur die Dialoge wirken zum Ende hin bisweilen etwas künstlich.
Mit seinem einsamen, starken Helden und der jungen Luzi bietet der Film einem jugendlichen Publikum gute Anreize, sich mit traditionellen weiblichen und männlichen Rollenbildern auseinanderzusetzen. Weiterhin sollten die Motive des Rächers erörtert werden sowie die Gründe für die passive Haltung der Dorfgemeinde. Insbesondere im Ethik- Sozialkunde- und Psychologieunterricht lässt sich eine solche Analyse gut mit einem Erfahrungsaustausch über Cliquenverhalten und Mobbing im Schulalltag verbinden. Ein Vergleich mit dem 2010 erschienenen Roman empfiehlt sich im Hinblick auf die Frage, wie der Regisseur die altmodisch wirkende Sprache in Filmbilder übersetzt hat. Im Kunstunterricht können die Erzählstrategien, Figurenkonstellationen und Motive des Films in Hinblick auf das Western-Genre analysiert werden. Vergleichend können dazu Western-Klassiker mit ähnlichen Vorbildern wie
Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West, Italien, USA 1961) oder
12 Uhr mittags (High Noon, Fred Zinnemann, USA 1952) herangezogen werden.
Autor/in: Kirsten Liese, 10.02.2014
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