Rund zwanzig Jahre nach ihrem ersten Fernsehauftritt treibt die berühmte Zeichentrickfamilie Simpson nun erstmals im Kino ihr Unwesen. Wie so oft ist es auch in
Die Simpsons – Der Film Vater Homer Simpson, der durch eine kurzsichtige Handlung in die Klemme gerät: Um noch ein paar Donuts zu erwischen, die gerade kostenlos in der Stadt verteilt werden, versenkt er ein mit Fäkalien gefülltes Silo lieber rasch im See, als sich in die Warteschlange vor der Müllentsorgungsanlage zu stellen. Das ohnehin schon verschmutzte Gewässer kippt um und die Stadt Springfield wird als Umweltsünderin zur Strafe unter einer riesigen Glasglocke eingeschlossen. Den Simpsons gelingt es zwar, vor dem wütenden Mob zu fliehen, doch Homer hat mit seiner Tat auch die eigene Familie enttäuscht. Er muss somit einiges wieder ins Lot bringen, aber dabei tritt er munter weiter von einem Fettnäpfchen ins nächste.
Nach dem altbewährten Muster der Serie präsentiert sich auch die Filmfassung mit berüchtigt schonungslosem Humor: einer Mischung aus Slapstick- und Situationskomik für das jüngere sowie Elementen der Ironie, Parodie oder Satire für das ältere Publikum. Dazu zählen zum Beispiel Szenen, die Homers Freude und die seines Sohns Bart an riskanten Unternehmungen zur Schau stellen und oftmals einen schmerzhaften, peinlichen Ausgang finden. Ebenfalls zum Programm gehören zahlreiche Anspielungen auf die amerikanische Konsum- und Mediengesellschaft und das Spiel mit Sehgewohnheiten durch den in die Irre führenden Umgang mit Genrekonventionen. Auch die
Tom und Jerry-Persiflage
Itchy & Scratchy oder der parodistische Auftritt eines Stars – hier Arnold Schwarzenegger als einfältiger US-Präsident – sind im Film wiederzufinden. Indem gewitzt politische wie mediale Machtstrukturen, Umweltschutzprobleme und familiäre Missstände entlarvt werden, gelingt es
Simpsons-Erfinder Matt Groening und seinem Team auch im Superbreitwandformat einmal mehr, sich als Institution selbstreflexiver Popkultur zu behaupten. Lediglich ein bisschen von ihrer handgezeichneten Zweidimensionalität büßten Springfield und dessen Bewohner/innen ein, um auf der Kinoleinwand plastischer zu wirken: Die Figuren wurden mit einem leichten Schattenrand versehen, Fahrzeuge oder Kamerafahrten durch Menschenmengen am Computer animiert. Somit verzichtet
Die Simpsons – Der Film weitgehend auf eine Auflösung der bunten, flächigen Fernsehversion in 3-D, überzeugt aber im Kino durch treffsichere Zeichnungen, originelle Inszenierung und inhaltliche Vielschichtigkeit.
Autor/in: Marguerite Seidel, 24.07.2007