Trotz Oscar-Nominierung seines letzten Drehbuches nagen große Selbstzweifel an Drehbuchautor Charlie Kaufman, als er den Auftrag erhält, den auf Tatsachen beruhenden Roman "Der Orchideenräuber" der Autorin Susan Orlean zu bearbeiten. Ohnehin ist es für ihn keine leichte Aufgabe, die Faszinationskraft von Orchideen in ein packendes Drehbuch zu fassen. Zu allem Überfluss macht sich auch noch Charlies Zwillingsbruder Donald in seiner Wohnung breit, der ebenfalls Drehbuchautor werden möchte und gleich mit seinem ersten Werk über einen Serienkiller überwältigenden Erfolg hat. Beruflich und in der Liebe extrem verunsichert, entschließt sich Charlie wider besseren Autorenwissens, seine eigenen Probleme in die Rahmenhandlung der Romanadaption einfließen zu lassen. Doch damit fangen die Probleme erst wirklich an. – Spätestens nach dieser Komödie sollten wir alle Mitleid mit (amerikanischen) Drehbuchautoren haben, denn amüsanter und treffender lassen sich typische Schreibblockaden, Standesdünkel und Insider-Vorstellungen über das vermeintlich beste Drehbuch kaum noch darstellen. Nicolas Cage brilliert in der Doppelrolle der gänzlich verschiedenen und doch aufeinander angewiesenen Brüder, die Nebenrollen sind nicht minder gut besetzt und es macht Spaß, dem intelligenten, fabulierfreudigen Drehbuch und seiner Umsetzung im Film zu folgen, das nebenbei auch kleine Seitenhiebe gegen die Filmindustrie parat hat. Gerade weil die harte Arbeit des Drehbuchschreibens so ausführlich reflektiert und durch den Kakao gezogen wird, bleibt allerdings unverständlich, warum der Film gegen Ende hin die immer absurder werdende Handlung nicht mehr aus den Charakteren der Figuren heraus entwickelt, sondern nur noch einer anderen "Regel" folgt, Krokodile im ersten Teil nur dann in den Film einzuführen, wenn sie auch im zweiten Teil eine Rolle spielen.
Autor/in: Holger Twele, 01.03.2003