Das Interview führte Margret Köhler.
Produzent Jeffrey Katzenberg
Mr. Katzenberg, Sie verließen Disney 1994 nicht gerade freundschaftlich und gründeten mit Steven Spielberg "DreamWorks". Ist Shrek die Rache am Maus-Haus?
Überhaupt nicht, das sind Interpretationen. Ich schaue nicht im Zorn zurück.
Shrek ist ein klassisches Märchen mit einem Helden, einer schönen Prinzessin und einem Bösewicht. Wir haben viele Versatzstücke gemischt, auf den Kopf gestellt und unkonventionell zusammengebaut. Es finden sich Elemente aus der europäischen Literatur sowie Anleihen aus Filmen wie
Matrix oder
Tiger & Dragon.
Aber das sterile Königreich in Shrek erinnert schon sehr an Disneyworld.
Natürlich spielen wir mit Disney-Ikonen, amüsieren uns darüber, aber wir setzen sie nie herab.
Was ist Ihre Konzeption von Animationsfilm?
Von Anfang an wollte DreamWorks etwas Neues auf dem Animationssektor schaffen, meine Vision von Zeichentrick unterscheidet sich von Disneys Family-Entertainment, das beweisen die von mir in den letzten Jahren produzierten Filme
Der Prinz aus Ägypten,
Chicken Run - Hennen rennen oder
Antz. Disney ist ein Markenname für ein Heile-Welt-System, mit dem sich das Studio identifiziert. Unsere Firma ist zu jung für solche Traditionen, wir streben nach Innovationen. Disney macht Animationsfilme für Kinder und deren Eltern, das ist ihr Job. Aber für mich ist Animation kein Genre, sondern eine Technik, dieser Spruch steht sicherlich auch auf meinem Grabstein. Ich will die Grenzen von Animation neu definieren und überschreiten, Zuschauer aller Altersklassen erreichen, Kinder und Erwachsene auf ihre spezifische Art unterhalten.
Shrek halte ich für das beste Beispiel, dass sich die Zielgruppen nicht ausschließen müssen.
Wo hört eigentlich die Entwicklung neuer Animationstechniken auf?
Wir haben in den vergangenen sechs Jahren viele Erfahrungen gesammelt. Die Entwicklung schreitet rasant voran.
Toy Story 2 galt als das optimal Machbare, jetzt hat
Shrek technologisch die Nase vorn und geht weiter als alles bisher Dagewesene in der Computeranimation. Aber der nächste Animationsfilm wird uns mit noch ausgefeilterer computergenerierter Technik übertrumpfen. Das Ganze erinnert an eine Spirale. Bei
Antz waren wir noch stolz, dass es für die Durchschnittsameise 70 Steuerungsmöglichkeiten gab, bei
Shrek verfügten wir schon über 585 für die Ganzkörperanimation.
Trotz allen Fortschritts floppen manche Animationsfilme ...
Weil man digitale Spielereien überbewertet, sich von ihnen verführen lässt. Dabei zählt nur die Geschichte, Technik darf nur als Werkzeug der Vermittlung dienen, nicht als Selbstzweck. Wenn man unsere Filme nur wegen der tollen Effekte lobt, haben wir etwas falsch gemacht.
Was halten Sie von virtuellen Figuren, die Schauspieler ersetzen?
Ich halte wenig von Digital-Schauspielern. Bits und Bytes sind nicht alles. Bei
Shrek haben wir die traditionelle Animationswelt zum Leben gebracht, wenn Sie daran denken, wie sich die Blätter im Wind drehen. Das ist nicht fotorealistisch, sondern "lifelike". Für mich ist Fotorealismus unorganisch und irgendwie steif, da fehlt das Wesentliche, der natürliche Bewegungsablauf.