Inhalt
Das 14-jährige weiße Mädchen Lily wächst Anfang der 1960er Jahre in South Carolina bei ihrem gewalttätigen Vater auf, weil zehn Jahre zuvor ihre Mutter durch ihr Mitverschulden bei einem Unfall verstarb. Auf einem Bild einer schwarzen Madonna, das ihrer Mutter gehört hatte, liest Lily die Aufschrift "Tiburon", den Namen einer Stadt in den Südstaaten. Nachdem ihre Haushaltshilfe und Ziehmutter Rosaleen von Rassisten verprügelt wurde, flieht Lily mit ihr instinktiv dorthin. Nach ihrer Ankunft entdeckt sie zufällig die schwarze Madonna auf Honiggläsern und findet heraus, dass der Honig von den drei afroamerikanischen Schwestern Boatwright vertrieben wird. Dort erhalten die beiden Zuflucht. Lily erfährt das erste Mal in ihrem Leben angstfreie Geborgenheit und lernt zugleich alles über die Bienenzucht. Sie erfährt, wer ihre Mutter, die von ihr so schmerzlich vermisst wird, wirklich war, und sie verliebt sich in einen Jungen aus der Nachbarschaft. Doch eines Tages steht ihr Vater am Gartentor.
Umsetzung
Die beängstigende Zeitreise in die rassistischen Südstaaten von 1964, als das allgemeine Wahlrecht für Schwarze und Weiße gerade in Kraft getreten war und schwarze Menschen dennoch unterdrückt und misshandelt wurden, wird von der Drehbuchautorin und Regisseurin Gina Prince-Bythewood atmosphärisch dicht in Szene gesetzt. Im Vordergrund stehen die emotionalen Befindlichkeiten der Figuren, die durch die ausgezeichnete Besetzung und Schauspielerführung den Zuschauer für die handwerklich zwar gelungene, aber doch sehr konventionelle Kamerarbeit und das stellenweise etwas behäbige und süßliche Drehbuch entschädigen. Der eher kammerspielartig angelegte Film zeigt sich in seinem gesellschaftspolitischen Engagement stets glaubwürdig und entwaffnet die angesprochenen Kritikpunkte durch Charme, Herzlichkeit und eine hervorragende junge Hauptdarstellerin (Dakota Fanning), die sich auf Augenhöhe mit den erstklassigen Erwachsenendarstellerinnen (allen voran Queen Latifah und Jennifer Hudson) befindet.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Hauptfigur Lily kann vor allem für heranwachsende Mädchen als Identifikationsfigur dienen. Sie lehrt verstehen, dass Liebe, Verständnis und Geborgenheit im Leben nicht unbedingt bei der biologischen Familie zu finden sind, sondern, wie in diesem Fall, in einer selbst gewählten Familie. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der historischen und strukturellen Darstellung von Rassismus und dem Bild von Afroamerikaner/innen. Die Geschichte zeigt in begrüßenswerter Weise auf, dass menschliche Werte unabhängig von Hautfarbe und Kultur zu finden sind. Die Darstellung der Beziehungsgeflechte ist weniger komplex dargestellt als z.B. in Harper Lees
Wer die Nachtigall stört (To Kill a Mockingbird) - hierbei könnte ein Vergleich (über Film oder Buch) zu Lees Protagonistin Scout interessant sein. Außerdem erfährt man im Film viele interessante Fakten zur angewandten Bienenzucht.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Martin Ganguly, 29.03.2009, Vision Kino 2009.