Südwesten der USA, 1957, mitten im Kalten Krieg. Indiana Jones, hauptberuflich Professor für Archäologie, bewährt sich nach 18 Jahren Pause erneut als großer Abenteurer. Ein junger Mann, der sich als sein Sohn herausstellen wird, bringt ihn auf die Spur eines merkwürdigen Kristallschädels, dem mystische Kräfte nachgesagt werden. Wie stets bewaffnet mit Peitsche und Hut, macht sich "Indy" auf die Reise nach Südamerika. Auf ihrem Weg von Peru bis ins Amazonasgebiet stoßen die ungleichen Gefährten auf Überreste einer versunkenen Maya-Kultur, deren Geheimnisse auch Irina Spalko, eine eiskalte Agentin des sowjetischen Geheimdiensts KGB, brennend interessieren. Die "Spezialistin für paranormale Artefakte" sieht in dem Kristallschädel ein Mittel zur übernatürlichen Kriegsführung und damit zur Weltherrschaft der Sowjetunion. Tief im Dschungel des Amazonas, hinter Wasserfällen und magischen Pforten, kämpft die Familie Jones die entscheidende Schlacht des Kalten Kriegs.
Der vierte Teil der mit
Jäger des verlorenen Schatzes (Steven Spielberg, 1981) begonnenen Serie verschafft ihrem Helden ein würdiges Comeback. Der kauzig-virile Indiana Jones, längst Teil der Populärkultur, steckt dem mittlerweile 65-jährigen Hauptdarsteller Harrison Ford in Fleisch und Blut. Da stört es auch nicht, dass die Serie ähnlich wie die
Stirb langsam-Reihe im Stadium der Selbstreferenzialität angekommen ist. Im Gegenteil sind es gerade die verlässlich wiederkehrenden Elemente, die den Fans schon bei den Vorgängern die größte Freude bereiteten. Neben furiosen Kampfszenen im fahrenden Auto sind dies verwunschene Grabstätten mit komplizierten Schließmechanismen, gruselige Mumien, sagenumwobene Reliquien und die konsequente Fortschreibung von Populärmythen: Nach der jüdischen Bundeslade und dem Heiligen Gral mit ihren "parapsychischen" Kräften stehen nun die Verbindungen der Mayas zu Außerirdischen auf dem Programm.
Durch die originelle Verbindung periodenübergreifender "Geschichtsforschung" mit purer Fantasy, selbstironische Helden und nicht zuletzt die vielen Bezüge zu anderen Filmen bietet Steven Spielbergs neueste Schöpfung eine spannende Arbeitsgrundlage für das Genre des Abenteuerfilms und zudem zahlreiche filmhistorische Anknüpfungspunkte. Konsequent beibehalten wurde beispielsweise der leicht altmodische optische Look der Serie, der an klassische Studioproduktionen erinnert. Hinzu kommen nostalgische Referenzen an das Kino der 1950er-Jahre: Indys Sohn Mutt etwa erscheint in seiner Motorradkluft wie ein Wiedergänger des jungen Marlon Brando in
Der Wilde (László Benedek, 1953), andere Szenen erinnern stark an George Lucas’ Kultfilm
American Graffiti (1973). Auch wenn die Macher von
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels hier eher ihren eigenen Sehnsüchten nachhängen als der Seherfahrung heutiger Jugendlicher: Die essentielle Abenteuer-Serie der letzten Jahrzehnte kann auch ihren Erfahrungsschatz maßgeblich bereichern.
Autor/in: Philipp Bühler, 21.05.2008
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