Auf der Erde leben über sieben Milliarden Menschen, Tendenz steigend. Während die natürlichen Ressourcen schwinden, nehmen Armut, Hunger und Umweltschäden zu. Gibt es also zu viele Menschen auf der Erde? Wenn ja, wer ist zu viel? In seinem neuen Dokumentarfilm geht Werner Boote der Frage nach, ob das Bevölkerungswachstum tatsächlich eine Bedrohung für Umwelt und Weltfrieden darstellt, und reist einmal um den Globus. In Mexiko, China, Indien, Kenia, Japan, Finnland und Bangladesch interviewt er Politiker/innen, Journalisten/innen, Aktivisten/innen und Menschen auf der Straße in der Stadt und auf dem Land, um die Meinung von Experten/innen und Betroffenen einzuholen.
Boote, der sich als investigativer Reporter vor der Kamera in Szene setzt und den Film selbst kommentiert, rollt zunächst die Entstehungsgeschichte der These von der drohenden Überbevöl-kerung auf und lässt erste Zweifel daran aufkommen. Die befragten Experten/innen aus aller Welt lassen das Horrorszenario "Überbevölkerung" als interessengeleitetes Weltbild der Elite in den westlichen Industrieländern erscheinen. Mit Hilfe seiner Gesprächspartner vollzieht der Filmemacher einen Perspektivwechsel und lenkt den Blick auf den hohen Ressourcenverbrauch und die Umweltverschmutzung durch die nördlichen Industrieländer. Im Verlauf des Films wird so die These von der drohenden Überbevölkerung Stück für Stück zur Disposition gestellt und die Verantwortung der reichen Industrieländer für die Zukunft der Erde in den Mittelpunkt gerückt.
Der Film richtet sich an ein breites Publikum in den reichen Ländern der nördlichen Hemisphäre und möchte zum Umdenken anregen. Im ersten Schritt sollte demnach das didaktische Vorgehen des Filmemachers rekonstruiert werden, um herauszuarbeiten, an welche Zielgruppe der Film adressiert ist und welche Botschaft er vermitteln möchte. An dieser Stelle bietet es sich an, die Funktion von Bootes Kommentar zu analysieren, und darüber zu diskutieren, ob es klug von ihm war, Formulierungen aus dem rechtspopulistischen Sprachgebrauch wie "Menschenmassen aus den armen Ländern" und "überrollen" eins zu eins zu verwenden. Inhaltlich bietet der Film eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten, um zu den Themen Ressourcenknappheit, Umweltschutz, Armutsbekämpfung und globale Gerechtigkeit zu arbeiten und sich dabei vor allem mit der Perspektive der Schwellen- und Entwicklungsländer zu beschäftigen.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Anja Göbel, 24.02.2014, Vision Kino 2014.