Inhalt
Der Film dokumentiert ein Projekt des brasilianischen Künstlers Vik Muniz, einem der wichtigsten Gegenwartskünstler seines Landes, der für die Verwendung unterschiedlichster Materialien bekannt ist. Aus armen Verhältnissen stammend lebt er seit den 80iger Jahren in New York. Mit dem Projekt kehrt er zurück und wendet sich den Ärmsten der Armen zu, den "Müllpflückern" des "Jardim Gramacho" vor den Toren Rio de Janeiros, einer der größten Mülldeponien der Welt. Unter seiner Anleitung erschaffen die Arbeiter Portraits von sich selbst, aus Müll geformt. Diese Werke, die auf Auktionen zum Teil hohe Preise erzielen, verändern ihr Leben; die Arbeit mit ihnen lässt auch den Künstler seine Rolle überdenken.
Umsetzung
In klassischer Form setzt sich der Film aus Interviewpassagen und Filmausschnitten zusammen. Interviewt werden der Künstler selbst, der über seine Lebensgeschichte, seine Arbeit und seine Motive für das Projekt spricht, sowie die Müllarbeiter, die in außergewöhnlicher Offenheit von ihren Hoffnungen, Träumen, ihren Sorgen, Nöten und zum Teil dramatischen Schicksalsschlägen erzählen. Auffallend ist, dass ihnen trotz allem eine besondere Fröhlichkeit, Neugierde, Lebensfreude, Zufriedenheit und eine große Würde zueigen ist. So begleitet der Film sie auch außerhalb ihrer Arbeit, zeigt sie mit ihren Familien und bei ihrem Engagement in der Gewerkschaft. Stets ist die Kamera dicht an ihnen dran und scheint die Emotionen unmittelbar einzufangen. Der Einsatz der
Musik und Mittel wie
Slow Motion verstärken die anrührende Wirkung, die vor allem aber auch von der nicht vorhersehbaren, eigenen Dynamik ausgeht, die sich in der Begegnung zwischen ihnen und dem Künstler entfaltet und die alle Beteiligten zu überwältigen scheint.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Relevant für den Kunstunterricht macht den Film die umfassende Darstellung der Entstehung eines Kunstwerks, die auf hohem Niveau, und doch vollkommen unprätentiös abläuft. Ohne elitär zu sein und ohne Zweifel zu verschleiern macht der Künstler seine Arbeit transparent. Ihm geht es hier um die Sache, nämlich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die "Müllpflücker" zu lenken und ihnen Chancen zur Veränderung zu geben. So zeigt der Film eine Welt, die sonst im Verborgenen existiert und kann Anlass sein, im Sozialkunde-, Ehtik- oder Philosophieunterricht über gesellschaftliche Strukturen, Klassendenken, die Bedeutung von Vorurteilen und über das zentrale Thema des Films zu diskutieren: Was ist von Wert? Die völlig neue Beschäftigung mit dem Müll verschiebt den Blick der Arbeiter auf sich selbst; durch die Kunst erleben sie eine Wertschätzung. Ähnlich wie Filme wie
Rhythm is it! oder
Tanzträume lehrt auch
Waste Land etwas über die große, Mut machende Kraft der Kreativität. Hier wird es notwendig, außerdem über die ethische Frage der Verantwortung des Künstlers zu diskutieren. Durch ihn erfahren die Arbeiter eine neue Realität, sie öffnen sich und vertrauen ihm. Doch werden sie in ihren Grundfesten erschüttert und es besteht die Gefahr von einer Form der Abhängigkeit.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 03.03.2011, Vision Kino 2011.