Die jungen Dänen Mie und Per leben mit ihrer Mutter, der Sozialarbeiterin Søs, in einem Kopenhagener Außenbezirk mit hohem Ausländeranteil. Mie ist mit Shadi, dem Sohn palästinensischer Einwanderer/innen, liiert. Dessen Eltern dürfen nichts von ihrer Verbindung wissen. Eines Nachts wird Per auf der Straße von Unbekannten ins Koma geprügelt. Der Verdacht fällt auf Shadis Bruder Tareq, einen begabten Kickboxer, arbeitslos und mit ungestümem Temperament.
Rückblickend erzählt der Vorspann von
1:1, dass die Planer der Sozialwohnungssiedlung, in der Mie, Shadi und ihre Familien leben, eigentlich ein lebenswertes, menschenfreundliches Umfeld schaffen wollten. Doch es kam anders: In der von verschieden Ethnien bewohnten Siedlung entstand ein sozialer Brennpunkt mit hohem Gewaltpotenzial. Anhand dieser Gegebenheit beschäftigt sich die dänische Regisseurin und Autorin Annette K. Olesen (
Kleine Missgeschicke, 2001;
In deinen Händen, 2003) in ihrem Film mit den Herausforderungen, die das multikulturelle Zusammenleben an eine Gesellschaft stellt. Dabei geht es der Filmemacherin nicht darum, die religiösen oder sozialen Unterschiede der ethnischen Gruppen zu thematisieren. Sie konzentriert sich vielmehr auf die Dynamik der gegenseitigen Vorurteile, die seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zwischen der westlichen und muslimischen Welt deutlich zugenommen haben und das Zusammenleben oftmals erschweren. Der unaufgeklärte, brutale Überfall auf den 19-jährigen Per und gerüchteweise gestreute Verdächtigungen über den mutmaßlichen Täter sind der Auslöser für offenen Rassismus und Misstrauen in dem Wohnviertel. Dieses Klima der Aggression und Angst belastet die Familien von Mie und Shadi aber auch die Liebesbeziehung der jungen Leute zunehmend. Ruhig und behutsam verfolgt Olesen die Betroffenen in dieser schwierigen Situation. Durch lange Kameraeinstellungen, Nahaufnahmen der Gesichter und reduzierte Dialoge räumt die Filmemacherin den komplexen Emotionen der Figuren viel Raum und Zeit ein und umgeht damit eine klischeehafte Darstellung der Ereignisse. In seiner Kernaussage ist der Film trotz seiner durchgehend düsteren und beklemmenden Atmosphäre ein Plädoyer für gegenseitiges Vertrauen innerhalb des Freundeskreises, der Familie, der Gesellschaft und zwischen den Völkern. Denn nur offene Auseinandersetzungen, die nicht von einem gegenseitigen Gefühl der Bedrohung geprägt sind, machen ein friedliches Zusammenleben möglich.
Autor/in: Stefanie Zobl, 09.05.2007