Die junge Violeta flieht aus einem malischen Dorf am Fluss Niger vor der Zwangsheirat mit einem weit älteren Mann. Sie will, so der ungewisse Plan, nach Europa, einen Weißen heiraten und Kinder "mit einem Schuss Milch im Kaffee“ haben. Im benachbarten Niger macht sich auch das Fußballtalent Bouba auf den Weg nach Europa, wo nach den Worten seines ihn begleitenden Bruders Mukela niemand hungert und vielleicht sogar eine Profikarriere winkt. Flussschiffe, überfüllte Lastwägen und Kamelkarawanen dienen als Fortbewegungsmittel auf einer strapaziösen Reise durch die Sahara, die Mukela nicht überlebt. Nur durch unwahrscheinliches Glück bewältigen Violeta und Babou, die sich auf ihrer Reise näher kommen, verlieren und finden, auch noch die letzte Etappe ihrer Odyssee: die gefährliche Bootsfahrt über die Meerenge von Gibraltar. Zwischen Europa und Afrika, Hoffnung und Untergang, liegen nur 14 Kilometer.
Die dramatische Geschichte einer Flucht erzählt der spanische Regisseur Gerardo Olivares in farbenprächtigen Bildern und mit erstaunlich viel Humor. Die erste Hälfte des ruhig
montierten Films beherrschen afrikanische
Musik und majestätische
Landschaftspanoramen – die Kamera interessiert sich weniger für konkrete Fluchtursachen als für die Schönheit der Länder, die die Flüchtlinge wehmütig zurücklassen. In den visuell beeindruckenden Wüstenszenen vermitteln gleichsam halluzinierende
Weitwinkelaufnahmen den verzweifelten Zustand der rettungslos verlorenen Reisenden. Mit zunehmender Nähe zu Europa wechselt die Bildästhetik zu einer realistischeren Betrachtung: Die Furcht vor Entdeckung vermittelt sich in einer unterkühlten
Farbgebung; einige Szenen wurden sogar mit Nachtsichtkameras aufgenommen, die an entsprechende Überwachungsgeräte von Grenzpatrouillen erinnern.
14 km – Auf der Suche nach dem Glück vermittelt die traurige Realität globaler Migrationsbewegungen durch den Rückgriff auf afrikanische Filmtraditionen, deren bildhaft-symbolische Erzählweise mit dem sozialen Realismus europäischer Autorenfilmer/innen wenig gemein hat. In der Filmbildung eignet sich der Film zum einen als Ausgangspunkt für eine Analyse von Ursachen der Flüchtlingsproblematik mit Schwerpunkt auf der speziellen Situation in Afrika. Seine ungewohnte Machart bietet sich zudem zur Diskussion filmästhetischer Fragen an, die auch auf die Rezeptionserfahrungen der Schüler/innen eingehen sollten. Außerdem lässt sich der parabelhafte Charakter des Films herausarbeiten: Von Laiendarstellern/innen verkörpert, stehen die psychologisch wenig ausdifferenzierten Figuren beispielhaft für die enormen Anstrengungen, die Flüchtlinge in aller Welt für eine ungewisse Zukunft auf sich nehmen.
Autor/in: Philipp Bühler, 22.06.2010
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