Ein virtueller Internet-Staat namens "8. Wonderland" stellt mit gezielten Sabotageakten die Politik bloß und beansprucht die gesamte Aufmerksamkeit der globalen Medien. Kondomautomaten im Vatikan oder der Boykott eines Atomgipfels durch eine bewusst falsche Übersetzung – zunächst sind die innerhalb der Netz-Community demokratisch abgestimmten Aktionen weitgehend harmlos. Doch die politisch engagierten Bürger/innen von "8. Wonderland" greifen bald zu radikaleren Mitteln und es kommt zu Terroranschlägen. Die offiziellen Mächte tun ihrerseits alles, um die politische Konkurrenz zu sabotieren und endlich vom Netz zu nehmen.
Erstes Ziel des ehrgeizigen Filmprojekts
8. Wonderland ist die Visualisierung des Mediums Internet. In einer an modernen Computer-Menüs orientierten Zapp- und Klickästhetik sieht man die Teilnehmer/innen des digitalen Staats in ihrem virtuellen Chat-Room miteinander diskutieren. Zum anderen geht es den französischen Regisseuren um Aufmerksamkeit für brennende Fragen der internationalen Politik, die auch soziale Netzwerke wie Attac beschäftigen. Hierzu begibt sich der Film notgedrungen in die reale Welt. Als Bindeglied wirkt das traditionelle Medium Fernsehen mit seinen Berichten. Vor allem zu Beginn erscheint diese multimediale Bilderflut etwas verwirrend, auch sind die schauspielerischen Leistungen nicht über alle Zweifel erhaben.
Von Billiglöhnen in Schwellenländern, Massenentlassungen und Umweltskandalen bis zum Thema Aids/HIV gibt es kaum eine soziale Ungerechtigkeit, die von
8. Wonderland nicht thematisch aufgegriffen wird. Im Unterricht empfiehlt sich eine Beschränkung auf die Grundfragen des Films: Wie wird in modernen Mediendemokratien kommuniziert und Aufmerksamkeit erregt? Was macht Staatlichkeit – das virtuelle "8. Wonderland" ist Staat und Medium zugleich – überhaupt aus? Zur Frage virtueller Internet-Gemeinschaften können die Schüler/innen ihre eigenen Erfahrungen mit sozialen Netzdiensten wie
Facebook oder
Twitter einbringen. Auch die möglichen Gefahren anonymer Massenkommunikation, auf die der Film hinweist, lassen sich im Unterricht diskutieren.
Autor/in: Philipp Bühler, 01.08.2010
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