Ein Schmetterling schlägt mit den Flügeln und löst damit einen Sturm über dem Golf von Mexiko aus, der zu einem schrecklichen Flugzeugabsturz führt. Die 24-jährige Manu überlebt als einzige, doch sechs Jahre später verunglückt sie tödlich bei einem Autounfall. Ihre Tochter verfügt über übersinnliche Fähigkeiten und nimmt Kontakt mit dem Jenseits auf. Der Ehemann der Toten kommt sich mit der Kindergärtnerin der Tochter näher, die mit seiner Frau befreundet war. Manus Bruder interessiert sich für die Chaostheorie und hegt Gefühle für die Parfümerie-Verkäuferin Sandra, die wiederum in einer Gruppentherapie versucht, die Leerstelle ihres Vaters aufzufüllen. Sandras Mutter findet soziale Kontakte im Kirchenchor und wirft sich vor einen Zug, weil ihr ein Mann, in den sie sich verliebt hat, einen Korb gab. Auf einer Party treffen sich alle wieder. Sie sind einsam und haben keine Ahnung, wie ein gutes Leben aussehen könnte. – Mit ihrem zweiten Spielfilm Böse Zellen wendet sich Barbara Albert existenziellen Themen wie den Fragen nach Schicksal, Schuld und Tod zu. Die Regisseurin folgt dabei keiner linearen Erzählung, sondern sucht vielmehr mit einer netzwerkartigen Montage ein Gesellschaftsbild zu erstellen. Die scheinbar wahllos zusammengewürfelten Figuren teilen alle den gleichen Lebensraum einer Kleinstadt und beschwören mit ihrem Handeln eine Katastrophe wie der Flügelschlag des Schmetterlings zu Beginn des Films. Allerdings ist nicht immer leicht zu erkennen, inwiefern sich Ereignisse im Leben des einen auf den anderen auswirken. Überhaupt ist Böse Zellen in seiner elliptischen Erzählweise und seinem kruden Realismus ein sehr spröder Film. Gleichwohl gelingen Schlaglichter auf eine zutiefst verunsicherte Gesellschaft, die sich mittels Konsum, Alkohol oder Sex vor der Frage nach dem Sinn des Lebens drückt. Angesichts des riesigen Figurenarsenals, nur knappen Einblicken in das Leben jedes Einzelnen und Szenen, die Erfahrungen über therapeutische Familienaufstellungen und übersinnliche Fähigkeiten voraussetzen, wirkt der Film jedoch kryptisch und schwer fassbar.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.04.2004