Bis zum Jahr 2012 hat die Kompaktleuchtstofflampe (Energiesparlampe) die Glühbirne auf dem EU-Markt abgelöst. Dies sei kein Wunder angesichts der win-win-win-Situation, die für Verbraucher, Industrie und Ökologie entstehe, so die Lichtindustrie.
Bulb Fiction hinterfragt hingegen, wie eine Produktentscheidung in der Europäischen Union zustande kam, über die niemals abgestimmt wurde. Für ein Produkt, welches Quecksilber enthält, dessen Lichtqualität schlecht sei, welches Elektrosmog verursache und dessen Entsorgung nicht endgültig geklärt sei – so die Thesen des Films. Neben den Risiken für Umwelt und Gesundheit vor allem durch Quecksilbergase geht der Film dem Einfluss nach, den Lichtindustrie und Umweltverbände auf das Produktverbot von Glühbirnen genommen haben.
Bulb Fiction präsentiert eine kalte Welt ohne
Rottöne: Die Energiesparlampe hat Einzug in unsere Haushalte gehalten und ihre Gefahr für Umwelt und Gesundheit baut sich als eine Drohkulisse auf, die durch ein interessantes Sounddesign illustriert wird. Diese eindeutige Botschaft wird durch den moralisch kommentierenden Regisseur Christoph Mayr und seine Interviewpartner/innen, vor allem Physiker/innen, Mediziner/innen, Industrievertreter/innen sowie Interessensverbände aus Deutschland und England vermittelt. Sie sind im Gegenlicht der Energiesparlampe oder des grauen Himmels aufgenommen. Dabei gehen viele Farben des Farbspektrums verloren. Und so ist auch die Argumentation einseitig und entbehrt nicht jeglicher Polemik. Die miteinander verwobenen und komplexen Interessen von Wirtschaft, Politik aber auch von NGOs wird dennoch deutlich und zeigt, dass die einfache Verteilung der Rollen von "Gut" und "Böse" nicht möglich ist.
Bulb Fiction erläutert viele Fakten über die Funktionsweise der Kompaktleuchtstofflampe, welche im Physikunterricht nachvollzogen werden können. Der Film stellt vor allem aber einen Aufruf für kritischen ökologischen Konsum dar sowie dafür, sich über Gesetzgebungsverfahren auf EU-Ebene bewusst zu werden. Im Politik-, Wirtschafts- und Sozialkundeunterricht können weiterhin die Möglichkeiten der Einflussnahme von Wirtschaft auf politische Entscheidungen besprochen werden. Genau geprüft werden müssen aber einige Argumentationen im Film. So äußert sich beispielsweise ein Experte allgemein zur wirtschaftlichen Einflussnahme auf die Politik, trifft aber keine endgültige Aussage zum Verbot der Glühlampe. Interessant ist es auch, am Beispiel eines Glühlampenkartells die Verträglichkeit von kapitalistischem und ökologischem Denken zu diskutieren.
Autor/in: Elena Solte, 30.05.2012
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