Der Schwarze Max arbeitet als Taxifahrer in den Straßen von Los Angeles und hat mit seinen mitunter illustren Fahrgästen schon eine Menge erlebt. Eines Nachts entpuppt sich ein seriös gekleideter Herr als skrupelloser Killer. Vincent plant, fünf Kronzeugen zu erledigen, die in einem Prozess gegen die Mafia aussagen wollen, und Max soll ihm dabei helfen und den Chauffeur spielen. Während Max ständig um sein Leben fürchtet, bekommt er hautnah mit, wie das Leben anderer durch Vincents eiskalte Präzisionsarbeit ein jähes Ende nimmt. Vergeblich versucht er, andere auf seine Misere aufmerksam zu machen und zu fliehen. – Handwerklich lässt der Thriller von Michael Mann nichts zu wünschen übrig. Die Spannung ist perfekt, zumal sich Vincent und Max ständig gegenseitig belauern und misstrauen und ihre Reaktionen keineswegs vorhersagbar bleiben. Verfolgungsjagden und Materialschlachten halten sich für einen US-amerikanischen Film in Grenzen, zumal Tom Cruise in der Rolle des intelligenten Killers Vincent eher an León – Der Profi erinnert, als an amerikanische Actionvorbilder. Darüber hinaus nutzt der Regisseur das psychologische Duell zwischen den beiden Protagonisten zu Reflektionen über Täter und Opfer von Verbrechen, das amerikanische Strafverfolgungssystem, das ambivalente Verhalten der Polizei bei der Verbrechensbekämpfung und die schwierige Differenzierung von Gut und Böse. Schließlich liefert der Film das Psychogramm eines Auftragskillers, der das Töten zum Beruf wählte, und das eines unbescholtenen Bürgers, der in einer Extremsituation ebenfalls fähig ist, selbst zum Mörder zu werden.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2004