Das Leben der Pfarrersfrau Lena wird von Ritualen erstickt. Tagein, tagaus sitzt sie mit ihrem Mann schweigend am Esstisch. Dann steht er auf, um zum Dienst zu gehen. Lena reicht ihm die Brote und streicht ihm die Fussel vom Mantel. Der weitere Tag ist vom Einholen der immergleichen Einkaufsliste und der Pflege der bösartigen Schwägerin bestimmt. Der Abend fordert glücklosen Beischlaf. Gesprochen wird wenig, nur im Dorfladen der übliche Klatsch. Lena hat sich arrangiert und scheinbar willenlos in ihr Schicksal ergeben. Da lernt sie den Dorfmechaniker Paul und durch ihn Zuneigung und Geborgenheit kennen. Aber auch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer, denn Paul scheint eine dunkle Seite zu haben. – Manchmal ist es einfach nicht mehr auszuhalten. Da drückt es einen tief in den Kinosessel und man liebäugelt mit dem kleinen Licht des Notausgangs, ein Hoffnungsschimmer, der Iain Diltheys Figuren nicht vergönnt ist. Die endlose Eintönigkeit der farblosen, feucht grünlich wirkenden Bilder, die Langsamkeit und vollkommene Sprachlosigkeit der Personen nehmen einem den Atem. Der Regisseur zeigt die Familie von ihrer schlimmsten Seite: erstarrte Rituale, das Gegenüber nur noch als Rädchen in einem ewig tickenden Laufwerk. Man mag diese bis ins letzte Detail vorgedrungene Hoffnungslosigkeit übertrieben, die Verankerung der Geschichte im ländlichen Kirchenmilieu als klischeehaft empfinden, bewundern muss man Dilthey für die Intensität und Formstrenge des letzten Teils seiner Sehnsuchtstrilogie. Er gewann dafür auch den Goldenen Leoparden in Locarno 2002.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.05.2004