Der Schreinermeister Olivier nimmt im Rahmen eines Resozialisierungsprojektes den 16-jährigen Francis als Lehrling zu sich. Der wortkarge Mann beobachtet den Jungen, folgt ihm oft und scheint seinen Kontakt zu suchen. Erst sehr spät wird der Grund für sein seltsames Verhalten klar: Vor fünf Jahren verloren er und seine Exfrau ihren kleinen Sohn, als ein Elfjähriger das Auto stehlen wollte und es dabei zu einem Unfall kam; Francis war dieser Elfjährige. – Die Gebrüder Dardenne lüften langsam das schmerzliche Geheimnis und lassen bis zuletzt offen, ob den Vater mehr als nur Wut, Rachegelüste oder Verzweiflung antreiben. Die Spannung steigt sukzessive, bis Olivier seine Identität dem Jugendlichen offenbart, der ängstlich zurückweicht und Strafe erwartet. Quälend und gleichzeitig psychologisch vielschichtig ist die Annäherung zwischen den beiden Menschen in diesem Drama um Vergebung und Vergeltung.
Autor/in: Margret Köhler, 01.06.2003