Tom ist einer dieser Typen, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Im Auftrag einer Immobiliengesellschaft entmietet er Häuser und sorgt dafür, dass die Mieter/innen, durch Schikanen genervt, ihre angestammten Wohnungen verlassen. Nebenbei treibt er nicht gerade mit Glacéhandschuhen Geld ein. Und dann geschieht das Wunder: Der gewalttätige Macho entscheidet sich, Klavierstunden zu nehmen, ganz im Sinne seiner verstorbenen Mutter, einer berühmten Konzertpianistin. Bei einer chinesischen Musiklehrerin, die kein Wort französisch spricht, lernt er innere Ruhe und Gelassenheit und öffnet sich schließlich für ein anderes Leben.
Jacques Audiards Neuverfilmung von James Tobaks Fingers aus dem Jahre 1978 beeindruckt durch intensive Atmosphäre und Visualität (Kamera: Stéphane Fontaine). Der charismatische Hauptdarsteller Romain Duris tritt überzeugend in die Fußstapfen der Originalfigur Harvey Keitel. Er vermittelt in dieser Charakterstudie eindringlich die Zerrissenheit eines Mannes, der nur langsam begreift, dass rigider Stolz kein Ersatz für tiefe Gefühle sein kann, die zum Menschsein gehören. Indem er auf der schmerzhaften Reise zum Ich Schwächen zugibt, gewinnt er an Stärke.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2005