Acht Männer stehen in einem verlassenen Nest mitten in der israelischen Wüste, einsam und verloren. Wer sie an ihren zartblauen Uniformen nicht gleich erkennt: Es handelt sich um das Polizeiorchester aus dem ägyptischen Alexandria. Sie sind angereist um hier, im benachbarten Israel, die Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums musikalisch zu begleiten. Doch statt in Petah Tikva ist die Musikertruppe in Bet Hatikva gelandet. Sprachliche Missverständnisse werden ihrem unfreiwilligen Aufenthalt – der letzte Bus ist natürlich längst weg – auch weiterhin den Stempel aufdrücken. Immerhin müssen sie sich um die nächtliche Unterkunft keine Sorgen machen, bietet ihnen doch die unkomplizierte Bistrobesitzerin Dina Quartier. Für den zugeknöpften Kapellmeister Tewfiq ist diese freizügige Person eigentlich eine Zumutung, doch aus Höflichkeit und schierer Not fügt er sich in sein Schicksal. Die laue Luft und das Aufeinandertreffen stiller Sehnsüchte bewirken in jener Nacht, dass sich Israelis und Ägypter einander annähern. Völkerverständigung ist keine Utopie.
Dem israelischen Filmemacher Eran Kolirin ist mit
Die Band von Nebenan ein kleines komisches Meisterwerk gelungen. Eher beiläufig erzählt er seine "unwichtige Geschichte", wie es im Vorspann ironisch heißt, mit lakonischem Humor und scharfem Blick fürs Detail. Der "Kalte Frieden" zweier einst verfeindeter Länder bildet zwar den historischen Hintergrund der Ereignisse, wird aber mit keinem Wort erwähnt. Als einer der Musiker in Dinas Bistro eine Fotografie aus dem Sechs-Tage-Krieg erblickt, bedeckt er das Zeugnis ägyptischer Schmach mit seiner Mütze. Statt dem Trennenden betont Kolirin das Gemeinsame und bietet damit fruchtbare Ansatzpunkte für eine Diskussion darüber, was politische Konflikte mit dem Zusammenleben von Menschen im Alltag zu tun haben. Im Film bilden Hilfsbereitschaft, Solidarität und Sympathie eine sichere Grundlage, auf der sich Stereotype nach und nach aufbrechen lassen: Der förmliche Tewfiq gibt Einblick in seine tragische Familiengeschichte; die mondäne Dina offenbart neben einer Liebe zur arabischen Kultur auch ihre Verletzlichkeit. Die positive humanistische Botschaft kann ihre Wirkung voll entfalten, gerade weil der Film mit seinen leisen Tönen sie dem Publikum nicht aufdrängt. Regisseur und Hauptdarsteller wurden dafür zu Recht weltweit mit Auszeichnungen belohnt.
Autor/in: Philipp Bühler, 30.01.2008
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