Vier Generationen einer Nomadenfamilie leben zusammen mit ihren Kamelen im trockenen Süden der Mongolei. Die ersten Jungtiere des Jahres sind schon geboren, nur eines lässt sich viel Zeit. Die Geburt geht schleppend voran und bereitet dem Muttertier endlose Qualen. Dann ist es vollbracht: Im Sand wälzt sich ein kleines weißes Kamel. Doch das Familienoberhaupt der Nomaden ist besorgt, denn die Kamelmutter nimmt ihr Junges nach den Strapazen der Geburt nicht an. Immer wieder stößt sie es fort. Das Jungtier wird Tag für Tag schwächer. Da erinnern sich die Wüstenbewohner einer alten Tradition: Der Klang einer Pferdekopfgeige soll die Mutter zu Tränen rühren und ihr Herz erweichen, damit sie ihr Junges annimmt. – Was wie ein unglaubliches Märchen klingt, haben Byambasuren Davaa und Luigi Falorni sieben Wochen lang mit der Kamera beobachtet und zum Teil wie bei einem Spielfilm in Szene gesetzt. Sie lassen die Zuschauenden über den Alltag der nomadisch lebenden Mongolen staunen, ohne moderne Einflüsse wie die Fernsehbegeisterung des kleinen Ugna auszublenden. Vielleicht sind es die gut aufgeräumten Jurten der Bewohner oder der Zwang zum stringenten Erzählen, die im Film einen falschen Eindruck erwecken, denn die üblicherweise große Gelassenheit und eine gewisse Ziellosigkeit der Mongolen treten hier in den Hintergrund. Die Autorin und der Autor beobachten ihre Protagonisten/innen aus der Distanz und lassen sie ihr Leben nahezu perfekt vor der Kamera entfalten. Nur Ugna schafft es in seiner Unbeschwertheit, diese künstliche Distanz immer wieder zu durchbrechen und eine direkte Beziehung mit den Zuschauern/innen einzugehen.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.01.2004