Im Herbst 1944 plant eine Gruppe von Häftlingen einen Aufstand im berüchtigten Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Sie gehören einem Sonderkommando an, das für die Vergasung der Juden und die Verbrennung der Leichen in den Krematorien zuständig ist. Wie durch ein Wunder überlebt ein kleines Mädchen die Gaskammer. Stellvertretend für die vielen anderen wollen die Arbeiter wenigstens sie retten, obwohl dadurch der Aufstand gefährdet ist. Sie bitten den jüdischen Häftlingsarzt Dr. Nyiszli um Hilfe, der für Dr. Mengele als Pathologe arbeitet und daher einige Privilegien genießt. Er kann den SS-Kommandanten zunächst hinhalten, dann bricht unvermittelt der Aufstand los. Es gelingt den Arbeitern, einige Krematoriumsöfen in die Luft zu sprengen, aber der Aufstand wird schnell niedergeschlagen. – Mit hochkarätiger Starbesetzung inszenierte US-Regisseur Tim Blake Nelson sein Holocaust-Drama nach wahren Begebenheiten (allerdings nicht im chronologisch historischen Sinn) und nach den Aufzeichnungen des ungarischen Arztes Dr. Miklós Nyiszli, der Auschwitz überlebt hat. Der Film konfrontiert mit einem harten Realismus unmittelbar mit dem Grauen, spart entsprechende Bilder aus den Gaskammern und den Krematorien nicht aus, zeigt Folterungen, das tägliche Sterben und die verzweifelten Versuche zum Überleben, die oft nur erfolgreich waren, wenn man selbst seinen Teil zur Todesmaschinerie beitrug. Lange Zeit galt das Grauen in den Konzentrationslagern gerade im Bereich der unmittelbaren Menschenvernichtung moralisch wie inszenatorisch als unverfilmbar und auch der Widerstand der Juden in Auschwitz war bisher filmisch kaum verarbeitet. Nelson bricht mit beiden Tabus, zwar nicht als erster Filmemacher überhaupt, dafür jedoch umso detaillierter. Eine gewisse Zwiespältigkeit bleibt, selbst wenn dem Film keine Sensationslust vorzuwerfen ist, und danach ein großes Schweigen, das in jedem Fall nachdenklich macht.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2005