Als Sechsjährige werden Anna und Lotte nach dem Tod ihrer Eltern getrennt und wachsen bei Pflegefamilien auf. Lotte genießt eine schöne Kindheit in der niederländischen Oberschicht, Anna wird auf dem Bauernhof ihres Onkels in Deutschland ausgebeutet. Beide Familien unterbinden den Kontakt zwischen den Mädchen, die sich als junge Frauen während und nach dem Zweiten Weltkrieg treffen, aber aus politischen Gründen entzweien. Annas Mann starb den "Heldentod" als SS-Offizier, Lottes jüdischer Gatte wurde im KZ ermordet. Noch einmal begegnen sie sich im hohen Alter. – Nach dem Bestseller von Tessa de Loo entwickelt Ben Sombogaart sehr gefühlvoll die Lebensgeschichte der Zwillingsschwestern und bettet sie in den Zeitkontext ein, zieht immer wieder Verbindungen zwischen Individuum und Gesellschaft, schildert die schwere bzw. unbeschwerte Kindheit, die Jahre vor dem Krieg und die düstere Nazi-Herrschaft, die Okkupation Hollands durch die Deutschen. Leider rutscht er bei dieser Familientragödie mehrfach in Klischees ab und lässt es auch in den Dialogen an Feinheit fehlen. Trotzdem kann man sich der Emotionalität dieser Lebensgeschichte kaum entziehen. Hervorragend ist die Besetzung der Hauptfiguren in den verschiedenen Lebensabschnitten, vor allem Nadja Uhl und Thekla Reuten als 20-Jährige und Gudrun Okras und Ellen Vogel in hohem Alter.
Autor/in: Margret Köhler, 01.10.2004