Der 19-jährige Amateurboxer Marko lebt mit seiner Familie im Duisburger Arbeiterviertel in schwierigen sozialen Verhältnissen. Der Vater ist Alkoholiker und arbeitslos, die Mutter zu schwach und mittellos, um ihren Mann zu verlassen, zumal sie auch noch für eine minderjährige Tochter zu sorgen hat. Marko versucht die fehlende Anerkennung des Vaters und seine Frustrationen mit dem Boxen zu kompensieren. Seine Gegner im Ring besiegt er nicht durch technische Raffinesse, sondern mit blinder Wut. Als sich der zwielichtige Ganove Hermsbach für ihn interessiert und ihm eine Chance als Profiboxer geben will, scheint sich das Blatt für Marko zu wenden. Doch erst als er ein dunkles Geheimnis entdeckt, das seine Mutter und Hermsbach teilen, kann er sich und seine Familie in einem anderen Licht sehen. – Der für seine dicht an den Figuren bleibenden Kameraarbeit bereits mit dem Bayerischen Filmpreis 2002 ausgezeichnete Film besticht durch seine uneingeschränkt glaubwürdige Atmosphäre, seine exakte Milieuzeichnung und vor allem durch die schauspielerische Leistung des deutschen Shootingstars Daniel Brühl in der Rolle des Marko. Gleichzeitig ist der Film ein Beleg dafür, dass der deutsche Film durchaus neben amerikanischen Vorbildern vom Independent Girlfight über die große Studioproduktion Ali bis zum Klassiker Raging Bull bestehen kann, wenn er nicht versucht, für viel weniger Geld dasselbe zu leisten und seiner eigenen Geschichte und seinem eigenen Milieu wirklich traut. Eigentlich stehen auch weniger die Boxkämpfe im Mittelpunkt des Films, sondern die Suche nach Identität und Anerkennung, Freundschaft und Liebe, wie in einem richtigen Coming-of-age-Film eben.
Autor/in: Holger Twele, 01.04.2003