Ein alter buddhistischer Mönch lebt in einem Tempel, der auf einem idyllisch gelegenen See schwimmt. Als sein junger Schüler in kindlicher Neugier drei Tiere quält, erteilt der Alte ihm eine nachhaltige Lektion. Als der Junge 17 Jahre ist, bringt eine Mutter ihre seelisch kranke Tochter in den Tempel. Der junge Mönch verliebt sich in das gleichaltrige Mädchen und gemeinsam entdecken sie ihre Sexualität. Daraufhin schickt der alte Mönch das Mädchen weg. Der junge Mönch folgt ihr. Viele Jahre später kommt er zurück, nachdem er seine Frau aus Eifersucht ermordet hat. Bevor zwei Polizisten den Delinquenten abführen, unterwirft sich der junge Mönch auf Weisung des Alten einem harten Bußritual und findet inneren Frieden. Nach dem Tod des alten Mönchs tritt der aus dem Gefängnis entlassene jüngere Mönch dessen Nachfolge an. Eines Nachts liefert eine junge Frau, die kurz darauf in einem Eisloch ertrinkt, einen neugeborenen Jungen ab, der wiederum zum neuen Tempelschüler wird. – In fünf Kapiteln erzählt der derzeit wichtigste koreanische Regisseur Kim Ki-Duk in parabelartiger Verdichtung von den universellen Problemen der Sozialisation und der inneren Reife. Dabei korrespondieren die Jahreszeiten mit den Lebensphasen, von der Jugend über die Pubertät und das Erwachsensein bis zum Alter und zurück zur Jugend. Die Konzentration auf einen einzigen Schauplatz, den See und seine Umgebung, ist dabei keineswegs als Weltflucht zu verstehen; auch wenn die Außenwelt nicht sichtbar wird, wirkt sie sich intensiv auf den streng geregelten Alltag in der Einöde aus, etwa durch die Polizisten. Kim Ki-Duks philosophisch angehauchte Reflexion über existenzielle Fragen zu Leben und Tod, Sünde und Buße, Liebe und Hass, den Widerstreit von Erkenntnis und Begierde, weltlichem und religiösem Leben stimmt nachdenklich. Die meisten Antworten müssen sich die Zuschauer jedoch selbst suchen; schöne Bilder und die geradezu meditative Ruhe des Erzählflusses lassen ihnen dazu genug Zeit.
Autor/in: Reinhard Kleber, 29.02.2004