Paris um 1912: Ein wohlhabendes Ehepaar, das in einer Stadtvilla mit mehreren Bediensteten residiert, überdeckt die Leere und Gefühlsarmut seiner Beziehung mit Empfängen und gesellschaftlichen Verpflichtungen. Eines Tages beschließt die Frau, ihren Mann für einen Liebhaber zu verlassen, den sie bei einem dieser Empfänge kennen gelernt hat. Wenige Stunden später kehrt sie äußerlich kühl und beherrscht, doch innerlich aufgewühlt ohne Angabe von Gründen zu ihrem geharnischten und fassungslosen Mann zurück. – Patrice Chéreau inszenierte das Kammerspiel nach der Erzählung "Die Rückkehr" von Joseph Conrad in handwerklicher Perfektion und mit der grandiosen Isabelle Huppert in der Hauptrolle, was den Film schon allein sehenswert macht. Allerdings überträgt sich die Kühle der Beziehung zwischen den Figuren, die der Film transportiert, leicht auf die Zuschauenden, zumal der Stoff eines in Lügen und Konventionen befangenen Ehepaars vor beinahe hundert Jahren nicht mehr originell ist und zumindest für erfahrene Kinogänger/innen wenig Überraschungsmomente zu bieten hat. Die befremdlich wirkende Rückkehr der Frau regt zwar bedingt zur Auseinandersetzung über unerfüllte Sehnsüchte, Rollenbilder und gesellschaftliche Zwänge an, die emotionale Distanz zu den beiden Hauptfiguren bleibt aber erhalten und läuft Gefahr, in Gleichgültigkeit und Desinteresse umzuschlagen.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2006