Ben, Anfang zwanzig, lebt mit seinem Vater Karl in einer Plattenbausiedlung in Halle. Der begabte junge Mann träumt von einer Karriere als Reiseschriftsteller. Bei einem renommierten Magazin hat er mit einer Auslandsreportage bereits erste Meriten geerntet. Die Zeitschrift würde gerne mehr von ihm drucken, aber Ben sitzt in Halle fest. Denn sein Vater braucht ihn. Der phlegmatische, arbeitslose Polier war zu DDR-Zeiten einmal "Held der Arbeit". Seit seine Frau jedoch bei einem Unfall ums Leben kam, hat Karl endgültig resigniert. Jobangebote des Arbeitsamtes ignoriert er ebenso wie die verzweifelten Bemühungen seines Sohnes, ihn aus seiner zerstörerischen Lethargie zu locken. Mit allen Mitteln versucht Ben, sich ein Stück Unabhängigkeit zu erkämpfen und steigt sogar in den illegalen Zigarettenhandel ein. Die Situation spitzt sich zu, als er sich in Jana verliebt. Die junge Frau möchte für ein Jahr nach Kanada gehen und lädt ihn ein, mitzukommen. Schließlich wird Ben schmerzlich bewusst, dass jeder selbst für sein Leben verantwortlich ist.
Susanne Irina Zacharias’ Abschlussfilm an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen entstand innerhalb der Reihe
Ostwind, in der das ZDF und der RBB mit insgesamt zwölf Filmen ein vielschichtiges Alltagsbild der DDR nach dem Fall der Mauer präsentierten. Stimmungsvoll und mit viel Sinn für Situationskomik zeigt
Hallesche Kometen eine problematische, aber zugleich liebevolle Vater-Sohn-Beziehung, in der die familiären Zuständigkeiten auf den Kopf gestellt sind. Mit strähnigem Haar und schmierigem Unterhemd verkörpert Kurt den typischen Wendeverlierer, der in der Vergangenheit lebt, mit der Gegenwart nicht zurecht kommt und seinem Sohn damit beinahe die Zukunft verbaut. Ben wiederum gehört zur Folgegeneration, die es einfacher hat, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Einfühlsam beobachtet die Regisseurin dieses seltsame Gespann, dessen Figuren zwar ein wenig klischeehaft angelegt sind, aber von Hanno Koffler und Peter Kurth erfrischend nuanciert und sensibel verkörpert werden. Eine erfrischende Coming-of-Age-Geschichte, die es geschickt vermeidet, in tristen Sozialkitsch abzugleiten.
Autor/in: Ula Brunner, 23.10.2006