Beim Thema Drogensucht denkt man fast zwangsläufig an die kalten, zugigen Ecken einer Großstadt, an abgebrühte Dealer/innen und verwahrloste Fixer/innen. Der kleine Ort Helbra in Sachsen-Anhalt schien weit entfernt von solcher Tristesse. Generationen von Einwohnern/innen verdingten sich im Bergbau. Doch seit die Hütte zu Wendezeiten abgewickelt wurde, grassiert in Helbra, wie überall im Osten, die Arbeitslosigkeit und mit ihr eine große Leere und Sinnlosigkeit. Auch Michael, Mathias und Markus, drei Jugendliche aus Helbra, wussten nicht viel mit sich anzufangen. Deren Eltern konstatierten zwar die fortschreitende Persönlichkeitsveränderung ihrer Kinder, dachten dabei aber nicht an Drogen. – Regisseur Mario Schneider, selbst aus Helbra, besucht die drei jungen Männer und ihre Familien. Die Eltern erzählen vom ersten Schock, von hilflosen Versuchen, ihre Söhne aus dem Drogenmilieu herauszuholen und der immer präsenten Angst, ob sie es je ganz schaffen werden. Dabei stellen sie sich dem Problem ganz unterschiedlich, wie auch Michael, Mathias und Markus, die alle drei noch mehr oder weniger zu Hause wohnen. Es ist beeindruckend, wie dicht der Regisseur an seine Protagonisten und ihre Umwelt herankommt. Er zeichnet ein ungewohnt emotionales Bild von Drogensucht und dem Umgang mit ihr. Er zeigt die verzweifelte Liebe der Eltern, die täglich zwischen Strenge und Mitleid schwanken und nach der eigenen Schuld suchen. Das etwas zu "gewollte" Ende des Films nimmt den einfühlsamen Porträts leider etwas von ihrer Wirkung.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.02.2005