Fünf junge Frauen und Männer reisen nach Asien, mit dem Rucksack und auf eigene Faust: Marion steckt in einer Beziehungskrise und will in einem indischen Meditationszentrum "zu sich selbst kommen". Der Ire Liam hingegen streift ziellos – und unter Drogeneinfluss – durch Indien und findet in der Wüste den "perfekten Ort zum Denken". Dort wird ihm bewusst, dass er vor Problemen flüchtet. Die Engländer Joshua und Adam wollen vor allem Spaß. Doch während ihres Urlaubs in Thailand lernen sich die Freunde besser kennen, als ihnen lieb ist. Und Svenja sitzt in einem Hotel in Bangkok fest. Sie hat ihren Flug verpasst und versucht nun telefonisch ein Ticket zu buchen. Dabei erlebt sie einen ungewöhnlichen Urlaubsflirt.
Regisseurin Sonja Heiss beschreibt in ihrem Debütfilm
Hotel Very Welcome mit viel Komik und der Authentizität einer Dokumentation die Welt der Rucksackreisenden. Ihre Protagonisten/innen suchen in Asien Erfahrungen, die sie zu Hause nicht machen könnten. Außer ihrem Rucksack tragen sie zusätzlich eine Menge persönlicher Probleme mit sich herum, die in der Fremde an Gewicht gewinnen. In einem unbekannten Land muss man eben nicht nur den richtigen Bus finden, sondern auch Einsamkeit und Verunsicherung aushalten können. Die Figuren in
Hotel Very Welcome sind zudem so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie die fremde Kultur kaum wahrnehmen. Im Gegenteil: Sie suchen die Gesellschaft von Gleichgesinnten. Seien es nun Raver, die sich bei organisierten Strandpartys in Ekstase tanzen, oder Sinnsuchende, die in einem abgeschirmten Ashram die Reise zu ihrem Ich antreten, – der Kontakt zur heimischen Bevölkerung, ein interkultureller Austausch, findet kaum statt. Typisch für eine individualisierte Gesellschaft?
Warum sind wir hier? Was machen wir hier? – Fragen, die der dokumentarische Spielfilm umkreist und damit Sinn und Zweck des modernen Reisens hinterfragt. In einer zunehmend globalisierten Welt hat sich der Individualtourismus inzwischen zu einem Massenphänomen entwickelt und ist für viele Zielländer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Dies macht Sonja Heiss vor allem in den dokumentarischen Szenen deutlich: Strandhütten in Thailand oder Kamelreiten durch die indische Wüste sind Attraktionen für erlebnishungrige Touristen/innen. Mit feiner Ironie und einem fast ethnografischen Blick beobachtet die Regisseurin in
Hotel Very Welcome ihre Protagonisten/innen, ohne sie jedoch für ihr Verhalten zu verurteilen. Dabei entmythologisiert sie, anders als beispielsweise der populäre Film
The Beach (Danny Boyle, USA 2000) nach dem Roman von Alex Garland, diese Reisekultur und porträtiert nebenbei eine Generation, die ständig dabei ist, sich selbst zu verwirklichen und ihr Glück zu finden.
Autor/in: Kirsten Taylor, 28.11.2007
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