Schlaglichter aus dem Alltag einiger Menschen in Jena: Die allein erziehende Mutter Jeannette nutzt jede freie Minute, die ihr die Arbeit lässt, um sich um ihren zehnjährigen Sohn Louis zu kümmern. Für persönliche Verschnaufpausen und Freiraum bleibt da für Jeanette keine Zeit. Wenigstens kümmert sich manchmal auch der ehemalige Platzwart Harry wie ein Großvater um Louis. Beide verbindet die Liebe zum Fußball, selbst wenn Harry als alterndem Platzwart keine Zukunft beschieden ist. Das fragile Beziehungsgeflecht der drei gerät in eine Belastungsprobe, als Jeannette sich in Philippe verliebt, der es zwar ernst mit seiner Zuneigung meint, aber Frau und Kind hat. Durch die unerwartete Liebesbeziehung seiner Mutter fühlt sich Louis zurückgesetzt und Harry möchte seinem Leben ein Ende setzen. Jeannette rettet ihn in letzter Minute. – Das viel versprechende Spielfilmdebüt des Berliner Filmstudenten Marco Mittelstaedt, das in Kooperation mit dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF und der dffb entstanden ist, zeichnet sich durch genaue Beobachtungsgabe und gute Schauspielerführung aus. Leise, unaufdringlich und zugleich sehr präzise nähert sich die Kamera den alltäglichen Katastrophen, kleinen Fluchten und großen Sehnsüchten seiner Protagonisten/innen. Obwohl der Film die Situation einer allein erziehenden Mutter in den Mittelpunkt rückt, vermittelt er genauso authentisch und glaubwürdig auch die Sichtweisen der anderen Figuren und das angespannte gesellschaftliche Klima, das sich in ihren persönlichen Beziehungen spiegelt. Gerne sieht man Mittelstaedts durchweg sympathischen Figuren zu, denn sie versuchen wenigstens, aus ihrem Alltag auszubrechen, selbst wenn sie von der Realität doch immer wieder eingeholt werden.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2005