Der 15-jährige Howie fühlt sich nach dem Unfalltod seiner Mutter auf der Schnellstraße nach Long Island im Stich gelassen. Und der an dubiosen Geschäften beteiligte Vater hat kaum Zeit für seinen Sohn, so dass dieser seine Langeweile in einem idyllischen Vorort von Long Island am liebsten mit seinen Freunden totschlägt. In einer undefinierbaren Mischung aus Faszination für das Verbotene und homoerotischen Regungen sowie auf seiner Suche nach sexueller Identität fühlt sich Howie besonders zu Gary hingezogen, der sein Geld als Stricher verdient und ihn zu Einbrüchen in die umliegenden Häuser verleitet. Bei einem dieser Einbrüche, als Gary dem homosexuellen Vietnamkriegsveteranen Big John zwei wertvolle Pistolen entwendet, werden sie fast geschnappt. Big John heftet sich daraufhin an die Spuren von Howie und verlangt Wiedergutmachung. Sein Preis dafür scheint sehr hoch, doch die Zwangsbeziehung zwischen dem älteren Mann und Howie entwickelt sich für beide schließlich vollkommen anders, als erwartet. – In dieser ungewöhnlichen Coming-of-Age-Geschichte spielen Frauen nur eine Nebenrolle und doch ist es weder ein Buddy-Film noch ein Drama über die Verführung und das vermeintliche Coming-Out eines Homosexuellen. Regisseur Michael Cuesta spielt mit den Erwartungshaltungen und Klischeevorstellungen des Publikums, die viele Filme mit ähnlichen Geschichten bereitwillig bedienen. Er macht das nicht zur Belustigung, sondern zur Sensibilisierung des Publikums und er verliert dabei sein Hauptthema, die Ängste und Unsicherheitsgefühle eines Jungen auf der Suche nach sich selbst, niemals aus den Augen. Gleichzeitig verdeutlicht das sensible Jugenddrama, das von den beiden Hauptdarstellern überzeugend getragen wird, dass Täter-Opfer-Beziehungen oft weitaus komplizierter und vielschichtiger sind, als man gerne glauben möchte und es üblichen Vorstellungen von Schuld und Sühne entspricht.
Autor/in: Holger Twele, 01.06.2003