Wer Aktien kauft oder in Fonds investiert, will vor allem eines: Gewinn machen. Doch wie lassen Banken mit dem Ziel einer höchstmöglichen Rendite unser Geld "arbeiten"? Inwiefern beeinflussen die Geschäfte der Banker und Investoren unsere Gesellschaft? Den oftmals dubiosen Wegen des Geldes in den internationalen Waren- und Kapitalmärkten folgt der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer. Seine Nachforschungen führen ihn rund um den Globus, etwa nach Chennai, Südindien, wo ausländische Investoren einen lukrativen Wachstumsmarkt vorfinden. Wagenhofer lässt Experten/innen, beispielsweise den Träger des Alternativen Nobelpreises Hermann Scheer, ebenso zu Wort kommen wie Unternehmer/innen oder einfache Bäuerinnen und Bauern. Sein Film analysiert, was leer stehende Luxusressorts in Spanien mit Pensionsfonds zu tun haben, wie in der Steueroase Jersey Geld gewaschen wird und erklärt am Beispiel der Wiener Straßenbahn die Folgen von Privatisierung. Sein Resultat: Alle, die in irgendeiner Form Geld anlegen, werden Teil eines ausbeuterischen Systems und tragen dazu bei, dass das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich weltweit größer wird.
Wagenhofers dokumentarischer Reise liegt ein globalisierungs- und kapitalismuskritischer Ansatz zu Grunde.
Let’s Make Money gliedert sich in einzelne Kapitel wie etwa "Enteignung der Gemeinschaft" oder "Steigende Gewinne, sinkende Löhne". Wie bereits in seinem Film zur Globalisierung der Lebensmittelproduktion
We Feed the World - Essen global (Österreich 2005) arbeitet der Regisseur auch hier mit knappen Zwischentiteln, um Ortswechsel anzukündigen und Gesprächspartner/innen vorzustellen. Dabei verzichtet er auf einen Hintergrundkommentar, vertraut stattdessen auf die Aussagekraft seiner Protagonisten/innen und Kamerabilder sowie die Wirkung einer kontrastierenden Darstellung. Wenn Wagenhofer einen österreichischen Unternehmer in seiner Luxuslimousine durch die Armenviertel Chennais begleitet, dann braucht es keine wortreichen Erklärungen, um die Widersprüchlichkeit der Situation aufzuweisen.
Angesichts der aktuellen Finanzkrise bietet die Dokumentation einen guten Ausgangspunkt, um die Vernetzung der internationalen Kapitalmärkte sowie die Themen Globalisierung und Neoliberalismus zu diskutieren. Allerdings konzentriert sich der komplex erzählte Film in erster Linie auf die Folgen und globalen Auswüchsen des internationalen Geldgeschäfts und weniger darauf, wie dieser Markt en detail funktioniert. Deswegen sollten der filmpädagogischen Arbeit unbedingt die Vermittlung von ökonomischem Hintergrundwissen beispielsweise zum Bankwesen oder zur Rolle und Arbeitsweise der Weltbank vorangehen. Eine interessante Frage wäre dabei auch, welche Alternativen sich denjenigen bieten, die als Bankkunden nicht zum Rädchen im System werden möchten.
Autor/in: Kirsten Taylor, 28.10.2008
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