Zwei einsame Menschen begegnen sich auf den nächtlichen Straßen Roms: der introvertierte Chauffeur Antonio und die alleinerziehende Mutter Maria. Antonio verliebt sich sie und widmet sich ihr und ihrer Tochter voller Hingabe, obwohl sie ihm gegenüber eher gleichgültig wirkt. Maria hat andere Probleme: Mühevoll versucht sie, sich und ihr Kind mit einem kleinen Ladengeschäft durchzubringen. Als Antonio zufällig von Marias Existenznöten erfährt, beschließt er ihr zu helfen. Er lässt sich mit dem zwielichtigen Saverio ein, bei dem Maria hoch verschuldet ist, und zahlt dafür einen hohen Preis, denn schon bald ist er in den Schmuggel illegaler Einwanderer/innen verstrickt. Zwar verschafft Antonios Hilfe Maria etwas Luft, doch beide kommen an die Grenze dessen, was sie alleine bewältigen können. Sie offenbaren sich einander und beginnen, das dringlichste Problem gemeinsam anzupacken. – Licht meiner Augen ist eine sensible, tiefgründige Liebesgeschichte ohne Kitsch und romantische Klischees. Mit einem guten Gespür für die alltäglichen Bruchstellen im Leben ganz normaler Menschen lotet Giuseppe Piccioni aus, ob eine zwischenmenschliche Annäherung noch möglich ist, wenn man bereits den Weg der Isolation gewählt hat. Dabei gelingt ihm eine ansprechende Mischung aus Authentizität und Märchenzauber. Sehr wirklichkeitsnah und dem Neorealismus verpflichtet ist die Geschichte in Bezug auf die harten Lebensumstände der Heldin und auf das Mafia-Milieu, in das Antonio hineingerät, als er mit Marias Gläubiger Kontakt aufnimmt. Dagegen erscheint Antonio in seiner einfühlsamen, liebevollen und altruistischen Art eher als Romanheld und Märchenprinz, der gegen die Übel der Welt angetreten ist. Licht meiner Augen drückt ganz klar den Wunsch nach einem neuen Männerbild aus, nach feinfühligeren und verständnisvolleren Männern, die gerne Beziehungsarbeit leisten, sich Zeit für ihre Familie nehmen, Problemen nicht ausweichen, im Haushalt anpacken und nicht den Pascha spielen. In Zeiten des wachsenden Egoismus ist der Film ein sympathisches Plädoyer für Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.12.2004