Sechs junge Filmemacher/innen aus Mittel- und Osteuropa drehten jeweils einen Kurzfilm zum Thema "Generation". Die vier entstandenen Spielfilme und ein Dokumentarfilm wurden mit einer Animations-Geschichte visuell umrahmt und zu einem spannenden und in seiner visuellen Gestaltung sehenswerten abendfüllenden Kinofilm zusammengestellt. Das von deutscher Produktionsseite initiierte Projekt wurde mit fünf Workshops begleitet, in den jeweiligen Heimatländern der Filmemacher/innen mit einer dort neu aufgebauten Infrastruktur realisiert und später in Deutschland nachbearbeitet. Ein nicht in allen Details überzeugendes, aber bemerkenswertes Projekt, das zugleich die nationalen Traditionen und Eigenheiten der beteiligten Länder ins Bewusstsein rückt und reflektiert. – Im bulgarischen Beitrag Das Ritual von Nadejda Koseva feiern die traditionsbewussten Eltern von Georgi eine prächtige Hochzeit auf dem Dorf, allerdings ohne das Brautpaar selbst, das im fernen Ausland weilt. Im rumänischen Kurzfilm Das Mädchen und der Truthahn von Cristian Mungiu soll eine junge Frau ihren geliebten Truthahn als Geschenk an den behandelnden Chirurgen ihrer im Krankenhaus liegenden Mutter opfern. Der besonders gelungene Dokumentarfilm Der Geburtstag der bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanic porträtiert zwei zehnjährige Mädchen aus kulturell verschiedenen Stadtteilen von Mostar einige Jahre nach dem Bürgerkrieg. Kornél Mundruzcó aus Ungarn zeigt in geheimnisvoll düsteren Bildern in Ein kurzer Moment der Stille die konfliktreiche Wiederbegegnung zweier Geschwister, die einst eine verbotene Liebesbeziehung hatten. Die vom Leben enttäuschte Fahrkartenkontrolleurin Vera aus Belgrad ist die Heldin in Stefan Asenijevics Film Wunderbare Vera , nachdem sie sich verbotenerweise selbst ans Steuer der Straßenbahn setzt und dann auch noch die Bremsen versagen. Sechs Sequenzen des Animationsfilms Gene-Ratio von Mait Laas bilden die Überleitungen zwischen den Kurzfilmen und zeigen die fantastische Reise eines Architekten, der seiner Frau bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes hilft, durch Kosmos und Mikrokosmos.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2006