Bob Harris ist ein versierter amerikanischer Schauspieler in den besten Jahren. In Tokio soll er Werbeaufnahmen für eine Whiskysorte machen. Die Japaner allerdings haben so ihre eigenen Vorstellungen, wie ein guter Werbefilm aussehen soll. Im Hotel begegnet Bob der jungen Charlotte, die ihren Ehemann begleitet. Dieser hat als Fotograf beruflich in Tokio zu tun und kümmert sich nur wenig um sie. Zwei verwandte Seelen scheinen sich hier gefunden zu haben und ohne sich auf ein oberflächliches Abenteuer einzulassen, durchstreifen Bob und Charlotte gemeinsam die große Stadt, die sie fasziniert und zugleich befremdet. – Selten sind kulturelle Unterschiede, Verständigungsprobleme durch verschiedene Sprache und Schriftzeichen, der Versuch von Reisenden, sich in der Fremde zurechtzufinden, die Riten und Gepflogenheiten der "Eingeborenen" im Kontrast zu den eigenen, hier westlich geprägten Erfahrungen so liebenswert, humorvoll und menschlich anrührend in Szene gesetzt worden, wie es Sofia Coppola in ihrem zweiten Spielfilm gelungen ist. Ihre eigenen Erlebnisse und Beobachtungen mit der japanischen Alltagskultur und insbesondere mit der faszinierenden Stadt Tokio hat die Tochter von Francis Ford Coppola in diesem Film kongenial verarbeitet, der ohne zusätzliche Beleuchtungsquellen mit kleiner Digitalkamera an authentischen Orten und quasi dokumentarisch entstanden ist. Dass eine solche Begegnung von Gegensätzen sehr reizvoll sein kann, spiegelt sich auch in den beiden Hauptfiguren, die beruflich und vor allem altersmäßig aus unterschiedlichen Welten stammen und doch gut miteinander harmonieren. Bill Murray und Scarlett Johansson erweisen sich als Idealbesetzung, die in den teils spontan gedrehten und improvisierten Szenen vielleicht auch ein Stück sie selbst sind.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2004