In einem Urlaub an der Ostseeküste lernt die elfjährige Dole den mehr als 30 Jahre älteren Familienvater Hermann kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die von ihrer Mutter und seiner Familie nicht akzeptiert wird. Während Hermann wegen seiner naiven Art von seiner Familie verlacht wird, leidet Dole am Erwachsenwerden. Sie wehrt sich dagegen, dass sie mit ihrer wankelmütigen Mutter zu deren neuem Freund ziehen soll. Kurz nach dem Ende des Urlaubs steht Dole vor Hermanns Tür und fordert ihre Liebe ein. Die beiden fliehen und werden von Doles Mutter und Hermanns Frau verfolgt. Ihre Reise endet an dem Strand, an dem sich Dole und Hermann kennen gelernt haben. – Mit ihrer poetischen Romanze Mein erstes Wunder hat die Autorin und Regisseur Anne Wild (Jg. 1967) einiges gewagt. Dank der hervorragenden Leistungen der Hauptdarsteller Henriette Confurius und Leonard Lansink und eines ausgeprägt poetischen Inszenierungsstils schafft es das Debütwerk aber, das heikle Thema zu bewältigen und die Darstellung einer wahrhaft unschuldigen Liebe jenseits des naheliegenden Verdachts sexuellen Missbrauchs glaubhaft zu machen. Weniger gelungen ist bei diesem Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht, dass die Psychologie des Mannes viele Fragen unbeantwortet lässt, die Musik oft zu gefühlig wird und die träumerisch-verspielte Kameraführung hin und wieder ins Kunstgewerbliche abdriftet. Das sensibel inszenierte und mitreißend gespielte Außenseiterporträt gewann im Januar 2003 den begehrten Max Ophüls Preis. Die Jury erklärte zur Begründung, Wild öffne "mithilfe ihrer großartigen Protagonisten und einer herausragenden Kamera emotionale Räume und erreicht eine Intensität jenseits der Klischees".
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.05.2003