Noch zwei Wochen muss der Astronaut Sam Bell durchhalten, dann endet seine dreijährige Schicht auf der Mondstation Sarang und er kann endlich zu seiner Frau und Tochter zurückkehren. Als einziger Mensch kümmert sich Sam um den Abbau von Helium-3, das mittlerweile zu der wichtigsten Energiequelle auf der Erde geworden ist. Sein wichtigster Ansprechpartner ist der Computer Gerty, der fürsorglich und hilfsbereit für ihn sorgt. Wenige Tage vor der Abreise jedoch ereignet sich ein Unfall. Als Sam in der Krankenstation sein Bewusstsein wiedererlangt, ist er nicht mehr allein. Ein anderer Mensch ist an Bord. Er sieht exakt so aus wie Sam. Und er heißt auch so.
Im Gegensatz zu vielen aktuellen Science-Fiction-Produktionen wirkt
Moon geradezu altmodisch. Die computergenerierten
Effekte bleiben unsichtbar und geraten nicht zum Selbstzweck, wenn möglich wurde sogar – nicht zuletzt aus Kostengründen – auf Miniaturmodelle zurückgegriffen. Anstelle aufwändiger Actionszenen setzt Duncan Jones zudem auf eine ruhige Inszenierung, die die beklemmende Atmosphäre an Bord der engen Raumstation zusätzlich verstärkt, und das Setdesign erinnert mit seinen kantigen, klobigen Formen bewusst an Genreklassiker der 1970er-Jahre wie
Lautlos im Weltall (Silent Running, Douglas Trumbull, USA 1972) oder
Alien (Ridley Scott, Großbritannien 1979). Zudem greift
Moon das Doppelgänger-Motiv auf, das in den beiden
Solaris-Verfilmungen (Solyaris, Andrei Tarkovsky, Sowjetunion 1972 und Steven Soderbergh, USA 2002) eine zentrale Rolle spielt.
Modern und relevant vor allem für eine Beschäftigung im Ethik- oder Religionsunterricht wird
Moon jedoch gerade durch seine Themenwahl. Der Film spielt geschickt mit der tiefen Beunruhigung, die durch das Auftauchen des Doppelgängers entsteht und damit die Frage nach dem Wesen der Identität und der Bedeutung von Einzigartigkeit stellt. Zugleich schlägt Jones auch kritische Töne an. Schließlich sind die doppelten Sams weit mehr als das Produkt der Fantasie eines Menschen. Sie sind vielmehr Spielfiguren in den Plänen eines großen Unternehmens, das aus Menschen reines Material macht, programmierbar und steuerbar – und das wie immer die Rechnung ohne das aufkeimende Bewusstsein gemacht hat. Über solche philosophischen oder technologiekritischen Aspekte hinaus lädt
Moon als zeitgemäßer Science-Fiction-Film auch zu einer filmhistorischen Betrachtung ein, um sich beispielsweise in Deutsch/Englisch oder Kunst mit typischen Motiven und Storylines des Genres im Hinblick auf die jeweilige Entstehungszeit zu beschäftigen.
Autor/in: Stefan Stiletto, 09.07.2010
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