Das größte Volksfest der Welt als Folie für persönliche Schicksale und Dramen: Die Wiesn-Bedienung Birgit zweifelt an ihrem untreuen Gatten, dem Wiesn-Musiker Max, der willigen Australierinnen nur zu gerne zeigt, was ein bayerischer Mann alles kann; ein Vater gerät in Konflikt zwischen seiner jungen Geliebten und der Verantwortung für die Kinder; ein Italiener verguckt sich in eine sanfte Japanerin auf Hochzeitsreise; dessen Kumpel verliert die sexuelle Kontrolle; ein Rollstuhlfahrer nervt die Polizei mit dubiosen Telefonaten und Anspielungen auf das Wiesn-Attentat von 1980; eine Schaustellerfamilie kämpft vergebens um ihr Traditionsunternehmen. Wie die Gondeln des Riesenrads drehen sich die einzelnen Geschichten um eine Achse, werden von ihr in Bewegung gehalten. – Johannes Brunner verknüpft die mehr oder minder fein gesponnenen Episoden vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe am letzten Tag des Oktoberfests zu einem Ganzen, auch wenn er mit dem richtigen Schlusspunkt etwas zu lange wartet. Die Wiesn ist hier Bühne für Selbst-, Haupt- und Nebendarsteller/innen, glückliche wie unglückliche, hemmungslose und gehemmte. Trotz Krach im Bierzelt und Hektik in den Budenstraßen bleibt in all dem Rummel Platz für leise Sehnsucht und romantische Träume, auch wenn so manche Illusion an der Wirklichkeit zerplatzt, hohe Erwartungen in tiefe Enttäuschungen umschlagen: Short Cuts auf bayerisch.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2005