Der 15-jährige Paule und sein Freund Arnel machen als kleine Straßendiebe den Berliner Osten unsicher; Paule mehr aus Langeweile, denn aus wirtschaftlicher Not. Er versucht auf diese Weise der heimischen Ödnis, von der sich die Mutter mit wechselnden Liebhabern ablenkt, zu entkommen. Das Los des kleinen Bosniers Arnel ist härter. Sein Cousin ist der Kopf einer im großen Stil operierenden Räuberbande und Arnel eines ihrer jüngsten Mitglieder. Wenn er nicht spurt, wird er brutal geschlagen. Um sich den Traum von der Rückkehr nach Bosnien und einer eigenen Kneipe in der Heimatstadt seines Opas zu erfüllen, klaut Arnel seinem Cousin wertvolle Antiquitäten. Die will er nun selbst verkaufen und begibt sich damit auf einen noch aussichtsloseren Weg. Ausgerechnet jetzt wird die Freundschaft mit Paule auf eine harte Probe gestellt. Dieser ist in ein Mädchen verliebt, dem er kurz zuvor die Handtasche gestohlen hat. Die wohlbehütet aufgewachsene Nachwuchssportlerin fühlt sich von Paules wildem Leben angezogen und macht damit Arnel den Platz an Paules Seite streitig. Doch das ist bald das kleinste Problem der drei Jugendlichen. – In schmutzigen, mit großer Brennweite aufgenommenen Bildern, die zumeist aus der Hand gedreht sind, erzählt Torsten Löhn in seinem Debütfilm vom Aufwachsen in Berlin aus drei völlig unterschiedlichen Perspektiven. Die wunderbare Kamera und das beeindruckende Spiel der drei Hauptdarsteller, besonders des kleinen Arnel, lassen die Geschichte sehr authentisch wirken. Mehr als einmal bangt der Zuschauer, tief in den Kinosessel gedrückt, um Arnels Überleben. Julias Milieu ist jedoch nur oberflächlich angerissen und wirkt als Gegenpol zu konstruiert. Das ist schade, rückt es doch den ganzen Film ein wenig in die Klischeeecke.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.09.2003