Mary und ihre beste Freundin Hilary besuchen die christliche Highschool "American Eagle". In ihrer Abschlussklasse gelten sie als Vorbilder, zumal ihr sittliches Verhalten untadelig scheint und sie Sex außerhalb der Ehe als Todsünde sehen. So begreift sich Mary auch als göttliche Erfüllungsgehilfin, als sie ihren langjährigen Freund "heilen" möchte, der sich als schwul geoutet hat und deshalb in eine Besserungsanstalt verbannt werden soll. Ihr rein religiös motiviertes Engagement, ihn mit allen ihren Sinnen zu verführen, hat unerwartete Folgen. Während sie versucht, die Schwangerschaft vor ihren Mitschülern/innen zu verheimlichen, kommen ihr Zweifel an der selbstgefälligen Art der anderen und deren Absolutheitsanspruch in Glaubensdingen. Als sie dann auch noch von ihrer Freundin Hilary verstoßen wird, wendet sie sich den Außenseitern/innen der Klasse zu und erfährt von ihnen, was Toleranz und Verständnis wirklich bedeuten. – Während viele US-amerikanische Teenagerkomödien und Highschoolfilme den Eindruck erwecken, die Jugendlichen seien sexuell aufgeklärt, für jeden Spaß zu haben und würden ohnehin nur auf der Schule sein, um dort Liebeserfahrungen zu sammeln, zeichnet das Regiedebüt von Brian Dannelly ein vollkommen anderes Bild. Fundamentalistisches Gedankengut, selbst ernannte Moralapostel und Menschen mit Führungsanspruch, die hier unter dem Deckmantel des christlichen Glaubens nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und ihre vehement propagierten Werte und Beurteilungsmaßstäbe nur für die anderen, aber nie für sich selbst gelten lassen, sind offenbar nicht nur in der Politik, sondern auch an amerikanischen Schulen auf dem Vormarsch und kein Einzelfall. Die im Grunde nicht neue Geschichte davon, wie man lernt, zu sich selbst zu stehen, auch wenn man gegen den Strom schwimmen muss, ist unkonventionell erzählt und mit zahlreichen parodistischen Elementen durchsetzt. Und die ebenfalls bekannte Botschaft, Menschen nicht nach ihren Worten, sondern nach ihren Taten zu beurteilen, gerät dank der sensibel agierenden Hauptdarstellerin Jena Malone nicht in Gefahr, selbst in Klischees zu erstarren.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2004