Seit das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1994 den Weg für UN-Einsätze der Bundeswehr außerhalb des Nato-Territoriums frei machte, hat die deutsche Armee auf etlichen Kriegsschauplätzen Erfahrungen gesammelt. Die Dokumentaristen Ulrike Franke und Michael Loeken beobachteten den Einsatz deutscher Soldaten innerhalb der internationalen KFOR-Truppe im Kosovo. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen weder spektakuläre Operationen noch politische Unruhen, sondern die Bewältigung der Alltagsroutine. – Der erste abendfüllende Kinodokumentarfilm über den Auslandseinsatz der Bundeswehr beobachtet geduldig und präzise, wie die deutschen Soldaten und ihre US-Kollegen mit den Belastungen der Mission fertig werden. Weitgehend isoliert von der Zivilbevölkerung richten sie sich in ihren Camps häuslich ein und zählen die Tage bis zum Einsatzende. Damit Frust und Langeweile nicht zum Problem werden, hat die Militärführung eine umfangreiche Truppenbetreuung organisiert, die von der Bundeswehr-Welle Radio Andernach mit Liebesgrüßen von Angehörigen über Moorhuhn-Schießwettbewerbe bis zu Konzerten des Schlagersängers Gunter Gabriel reicht. Während die Statements der Militärs vermutlich aufgrund der vorgegebenen Rahmenbedingungen oft allzu arrangiert und aufgesagt wirken, vermitteln die Impressionen verschneiter Winterlandschaften und die Aufnahmen von Patrouillen durch halb zerstörte Häuserzeilen einen nachhaltigeren Eindruck von der Monotonie des Einsatzes. Da auch die vorgestellten Personen kaum einmal Persönliches offenbaren, strahlt der Film Distanz und Kühle aus. Zum Nachdenken über Sinn und Grenzen der Mission regt er aber allemal an.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.07.2002