Der Osteuropäer Victor Navorski möchte gerade in die USA einreisen, als es in seinem Land einen Militärputsch gibt, die Regierung gestürzt wird und ein Krieg ausbricht. Damit wird nicht nur Navorskis Visum ungültig, auch sämtliche Flugverbindungen für einen möglichen Rückflug sind gestrichen. Er sitzt am New Yorker Kennedy Airport fest und darf den Terminal auf Anweisung der Einreisebehörde nicht verlassen. Ansonsten bleibt Navorski weit gehend sich selbst überlassen. Aus Tagen werden Wochen, Navorski hat nicht nur gelernt, wie man in einem Flughafen überleben kann, er hat auch Freunde gefunden, die ihn unterstützen und dank seines handwerklichen Geschicks findet er sogar Arbeit. Mit dem Geld kauft er sich einen smarten Anzug, denn er hat sich in eine Stewardess, die ihm mehrfach über den Weg lief, verliebt. Aber das ist noch lange nicht das Ende seiner Odyssee. – Im Grundmuster der Ereignisse greift Regisseur Steven Spielberg tatsächlich auf einen authentischen Fall zurück, der sich vor einigen Jahren an Ort und Stelle zugetragen hat. Statt freilich eine Sozialttragödie über einen Gestrandeten im politischen Niemandsland des Terminals zu liefern und nur die Unfähigkeit einer Behörde zu brandmarken, der Paragrafenreiterei und persönliche Karrierewünsche ihres Leiters wichtiger als ein Menschenschicksal sind, gelingt Spielberg das Kunststück, aus dem Plot eine ironische, bis ins Absurde reichende Parabel über das Leben zu machen und vor allem das, was im Leben wirklich zählt. Und offenbar lässt sich das meiste davon sogar auf einem Flughafen realisieren, mit weniger Geld, weniger Stress und viel mehr Zeit, als es gewöhnliche Reisende haben, die den Terminal nur als Durchgangsstation benutzen. Das ist handfeste Gesellschaftskritik, verpackt in ein modernes Märchen, das zum Schmunzeln auffordert und mitunter sogar echte Glücksgefühle ermöglicht.
Autor/in: Holger Twele, 01.10.2004