Im Jahr 1968 nehmen drei Schwestern aus dem australischen Outback an einem lokalen Gesangswettbewerb teil. Aufgrund ihrer Aborigine-Herkunft wird dem talentierten Trio der Sieg verweigert. Doch der heruntergekommene Talentscout Dave Lovelace nimmt die jungen Frauen, zu denen ihre Cousine Kay stößt, unter seine Fittiche. Er ändert ihren Namen von Cummeragunja Song Birds zu The Sapphires und formt die vier von einer Country- zu einer Soulband im Stil der glamourösen US-Supremes. Das Quartett wird für das US-Truppenbetreuungsprogramm im Vietnamkrieg engagiert und rauft sich auf der abenteuerlichen Tournee mit seinem Manager zusammen. Die Aufgabe der zuhause als "Blacks" diskriminierten "Soulsisters" besteht dabei hauptsächlich darin, die Soldaten inmitten des Krieges und der sich ausweitenden Proteste gegen die Rassendiskriminierung in den USA bei Laune zu halten.
Die originelle Musikkomödie findet ihre authentische Vorlage in der Geschichte einer Aborigine-Girl Group, die Ende der 1960er-Jahre durch Vietnam tourte. Tony Briggs, Sohn einer der Sängerinnen, verarbeitete deren Erlebnisse zu einem Musical und schrieb auch das Drehbuch zu
The Sapphires. Die Liebesgeschichte zwischen Bandmanager Dave – der Ire Chris O'Dowd als sympathischer Hallodri – und der rebellischen Gail – die imposante Deborah Mailman – wirkt konstruiert, ist aber mit Witz und Charme in Szene gesetzt. Genregerecht inszeniert Regisseur Wayne Blair, selbst ein indigener Australier, eine Feelgood-Komödie mit hinreißenden Soul-Nummern, in der die Ereignisse in Vietnam aber lediglich als erzählerische Folie für die Entwicklungsgeschichte der Protagonisten/innen dienen. Sein Langfilmdebüt gewinnt jedoch eine gewisse Tiefe durch die Rahmenhandlung, in der an die "gestohlenen Kinder" der Aborigines erinnert wird. Durch eine geschickte
Montage von fiktionalen Szenen mit Archivaufnahmen, unter anderem einem berühmten Interview mit Muhammed Ali, werden The Sapphires als Fußnote der Musikgeschichte außerdem mit der US-Bürgerrechtsbewegung verknüpft.
Ohne didaktischen Zeigefinger verdeutlicht die spritzige Komödie die Parallelen zwischen der Rassendiskriminierung in den USA in den 1960er-Jahren und der Behandlung der Ureinwohner/innen in Australien zu der Zeit. Letzteres ließe sich etwa im Unterricht als Ergänzung zur Geschichte der Bürgerrechtsbewegungen in den 1960er-Jahren erörtern. Ausgehend von den Figuren der indigenen Australier/innen, könnte man im Ethik-Unterricht die Zusammenhänge zwischen Rassismus und Identitätssuche diskutieren. Anknüpfungspunkte bieten sich besonders im Musikunterricht durch die Thematisierung der historischen Rolle der Soulmusik, die als Ausdruck unterdrückter Gefühle zum Instrument kreativer Selbstermächtigung und zum musikalischen Sprachrohr der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde.
Autor/in: Birgit Roschy, 11.06.2013
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