Während des Zweiten Weltkriegs vertraut die polnische Jüdin Helena der kinderlosen christlichen Nachbarin Anna ihre kleine Tochter Fela an, um sie vor dem Tod im KZ zu bewahren. Als die Eltern Felas nach Kriegsende in ihre Heimatstadt zurückkehren und ihre Tochter wiederhaben wollen, hat sich das Mädchen bereits völlig an ihr neues Zuhause gewöhnt. Zwischen leiblicher Mutter und Ziehmutter kommt es zu einem erbitterten Kampf um die Siebenjährige, der – angestachelt durch jüdisch-christliche Streitigkeiten über die Rückgabe von Wohnhäusern – in einem Massaker endet: Der aufgehetzte Mob erschlägt 42 Juden. – Das ergreifende Drama des erfahrenen deutschen Filmproduzenten Artur Brauner bezieht sich auf das historische Pogrom von Kielce im Juli 1946. Die deutsch-weißrussische Koproduktion wurde in der Nähe von Minsk gedreht und von Weißrussland 1997 zum Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film vorgeschlagen. Wegen langwieriger Rechtsstreitigkeiten kommt der Film über einen Exzess des polnischen Antisemitismus, der lange Zeit tabuisiert wurde, erst mit vierjähriger Verzögerung in die deutschen Kinos. Der braven Inszenierung des russischen Regisseurs Dimitri Astrachan gelingt es trotz Mängeln in der Führung des internationalen Schauspielerensembles und teilweise stereotyper Figurenzeichnung, dem heutigen Publikum die zentralen Konfliktlinien der tragischen Ereignisse nahezubringen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.09.2000