Durch seine militärischen Erfolge und seinen Nimbus als Draufgänger stieg der deutsche Jagdflieger Franz von Werra im Zweiten Weltkrieg zu einem Liebling der Nazi-Medien auf. Nach einer Notlandung wurde er 1940 in Großbritannien gefangen genommen. Nachdem mehrere Fluchtversuche gescheitert waren, wurde der Offizier nach Kanada verlegt. Von dort gelang von Werra als vermutlich einzigem deutschen Soldaten die Flucht aus britischer Gefangenschaft: Sie führte über die USA und Südamerika zurück nach Deutschland. 1941 starb Franz von Werra mit 27 Jahren bei einem Flugzeugabsturz in der Nordsee. 1957 verarbeitete der britische Regisseur Roy Baker die spektakuläre Geschichte zu dem erfolgreichen Kinofilm Einer kam durch , der Hardy Krüger die Türen nach Hollywood öffnete. – Ausgehend von diesem Spielfilm mit Hardy Krüger folgt der helvetische Regisseur Werner Schweizer in seinem Dokumentarfilm Von Werra zusammen mit Krüger den Spuren des Piloten. Die historische Biografie des Franz von Werra wird durch Dokumente und Erinnerungen von Zeitzeugen auf reizvolle Weise mit der Krügers verknüpft. Einen weiteren Erzählstrang bildet die außergewöhnliche Beziehung des Fliegers zu seiner Schwester Emma. Die beiden wuchsen als Kinder eines reichen Offiziers in Süddeutschland auf, mussten jedoch als Jugendliche erfahren, dass sie 'nur' adoptiert wurden und aus einem verarmten Waliser Adelsgeschlecht stammten. Im schweizerischen Heimatort Leuk hielten sich noch lange Gerüchte, die Kinder seien an das deutsche Ehepaar verkauft worden. Werner Schweizer verknüpft die drei Handlungsfäden zu einem facettenreichen Geflecht, das dank umfangreicher Recherchen mit vielen Details aufwartet und teilweise geradezu kriminalistische Spannung entfaltet.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.11.2003