Im heutigen Moskau stehen sich Gut und Böse in ewiger Feindschaft gegenüber. Die Machtbalance wird von den Kräften des Lichts und der Finsternis aufrechterhalten, seit beide Seiten vor Jahrhunderten einen Waffenstillstand vereinbart haben. Auf der Seite des Guten steht die 'Nachtwache', deren Mitglieder mit übermenschlichen Kräften jede Nacht die Menschen vor den 'Dunklen' beschützen. Gemeint sind damit Vampire, Hexen, Formwandler und Meister der schwarzen Magie. Umgekehrt hält die 'Tagwache' auch ihre Gegner/innen in Schach. Doch dann greift die Angst um sich, dass sich eine uralte Prophezeiung erfüllen könnte. Sie besagt, dass ein Kämpfer des Lichts von der dunklen Seite verführt wird und die Welt in einen neuen Krieg zwischen Licht und Dunkelheit stürzt, der katastrophale Folgen hat. – Der russische Fantasy-Thriller des ehemaligen Werbefilmregisseurs Timor Bekmambetov basiert auf dem erfolgreichen ersten Roman einer Science-Fiction-Trilogie von Sergei Lukyanenko und avancierte in Russland zum erfolgreichsten Filmstart aller Zeiten. Das Erfolgsrezept der dröhnenden Dämonenjagd umfasst nicht nur die Besetzung mit russischen Film- und Fernsehstars wie Konstantin Khabensky, Victor Verzhbitsky und Vladimir Menshov. Dazu gehören vielmehr auch eine visuelle Energie, eine sprunghafte Montage und ein Feuerwerk digitaler Effekte, das trotz eines Budgets von nur vier Millionen Dollar viel teureren Mainstream-Filmen aus Hollywood in nichts nachsteht. Der krude Mix aus Fantasy-Elementen, christlicher Mythologie und russischem Fatalismus variiert geschickt Genre-Standards des amerikanischen SciFi-Popcorn-Kinos von George Lucas bis Matrix . Die temporeiche Inszenierung kann das recht simple Strickmuster des Drehbuchs aber kaum kaschieren und leidet unter plakativen Gut-Böse-Schemata und Weltrettungsfantasien. Der Film erhält aber eine eigenständige reizvolle Note durch seinen trockenen Humor und seine Verweise auf Zustände in der heutigen russischen Gesellschaft.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.09.2005