Die Vorfahren der Maori-Ureinwohner sollen Neuseeland mit Kanus entdeckt haben. Einer von ihnen, Paikea, erreichte das Festland aber auf dem Rücken eines Wales. Seinen erstgeborenen Nachkommen ist es bis heute beschieden, Häuptling zu werden. Als die Frau und der Sohn des designierten Häuptlings bei der Geburt sterben und nur die Zwillingsschwester Pai überlebt, emigriert der Vater enttäuscht nach Deutschland und der Großvater Koro erkennt Pai nicht als legitime Erbin an. Pai ist inzwischen 12 Jahre alt und der Vater mit deutscher Freundin lehnt es ab, die Traditionen fortzuführen. Daraufhin lehrt Koro alle 12-jährigen Jungen des Stammes die alten Kampf- und Kulturtechniken. Pai wird von diesem Unterricht ausgeschlossen, lernt die Maori-Rituale aber heimlich mit Hilfe ihres Onkels. Als eines Tages mehrere Wale stranden und qualvoll zu verenden drohen, kann Pai endlich beweisen, wer dazu berufen ist, Paikeas Nachfolge anzutreten.
Der von der Neuseeländerin Niki Caro
verfilmte Roman des Maori-Schriftstellers Witi Ihimaera wurde komplett an den
Originalschauplätzen der Legende gedreht. Pai wird zum Vorbild für alle Mädchen und Frauen, die ihren Wert und ihre Eigenständigkeit in einer von Männern dominierten Gesellschaft finden und leben wollen. Die geschickt die Balance zwischen Realismus und Mystik haltende Emanzipationsgeschichte besticht auch durch den dramatischen Konflikt zwischen Großvater und Enkelin, durch grandiose Naturaufnahmen und vor allem durch eine Hauptdarstellerin, der man die verkörperte Mischung aus kindlicher Unschuld und weiser Führungspersönlichkeit abnimmt. Für die emotionale Kraft dieses Films sprechen bereits drei Publikumspreise auf internationalen Festivals.
Autor/in: Holger Twele, 01.08.2003