Im Jahr 1818 bahnt sich im ländlichen Hampstead, nicht weit von London, eine zarte Liebe zwischen dem jungen, noch wenig bekannten Dichter John Keats und seiner 17-jährigen Nachbarin Fanny Brawne an. Eine Zukunft hat diese Beziehung wegen der Standesunterschiede nicht: Keats ist als wenig erfolgreicher Lyriker mittellos, Fanny gehört dem Landadel an. Die Seelenverwandtschaft zwischen beiden aber behauptet sich gegen jedwede Konventionen. Als Keats erkrankt, darf Fanny ihn im Haus aufnehmen, entgegen ihrer Überzeugung willigt die Mutter sogar in eine künftige Heirat ein. Doch da muss Keats bereits aus gesundheitlichen Gründen die kalte Heimat verlassen. Er schreibt Fanny wunderbare Liebesbriefe, aber schon ein halbes Jahr später stirbt er im Alter von nur 25 Jahren an Tuberkulose in Rom.
Mit langen
Kameraeinstellungen voller Poesie, Ruhe und Schönheit, dezent untermalt von
Streicher- und Klavierklängen, spürt Campion dem schöpferischen Prozess von Liebe und künstlerischer Inspiration nach. Der bedächtig
montierte Film basiert auf Andrew Motions Keats-Biografie sowie auf Gedichten von Keats und den nach seinem Tod veröffentlichten Briefwechsel mit Fanny Brawne. Dabei greift der Titel "Bright Star" auf das gleichnamige Liebesgedicht zurück, das ihr Keats 1819 widmete. Campion fokussiert in ihrer Inszenierung die letzten Lebensjahre des lange Zeit verkannten Lyrikers, seine kreativste Schaffensphase. Unter ihren zahlreichen Frauenporträts ist dieses mit einer Protagonistin, die ganz und gar in ihrer Liebe zu einem Mann aufgeht, zwar das mit Abstand konventionellste, doch am Rande ihrer platonischen Romanze entwirft die Regisseurin dafür ein umso komplexeres Sittengemälde des viktorianischen Zeitalters.
Davon ausgehend empfehlen sich im Oberstufenunterricht Analysen und Diskussionsansätze zu den Moralvorstellungen und Konventionen der "Regency"-Ära, der Regentschaft des Prince of Wales. Vor allem bietet der Film einen guten Einstieg in eine Analyse des Werks von John Keats, der neben Lord Byron und Percy Bysshe Shelley zu den wichtigsten Vertretern der englischen Romantik zählt. Brillante Rezitationen seiner Verse sorgen für einen sinnlichen Zugang, wobei die kraftvolle, poetische Sprache besonders in der englischen Originalfassung zum Tragen kommt. Daneben ergeben sich Fragen zu den Spielräumen der Frauen für ein selbst bestimmtes Leben sowie nach den Vorstellungen von weiblicher Emanzipation damals und heute.
Autor/in: Kirsten Liese, 04.12.2009
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